EM-Währungen bieten den geopolitischen Risiken die Stirn
Das Segment der Schwellenländer-Währungen ist der Zuspitzung des US-Iran-Konflikts mit einer auf den ersten Blick unerwarteten Resilienz begegnet. So verzeichneten doch die als risikosensitiv geltenden Währungen selbst in den Tagen, als die Ungewissheit über den weiteren Verlauf der Golf-Krise am größten war, nur leichte Kursverluste. Auffällig ist hierbei die Entwicklung des russischen Rubels, der auf breiter Front sogar moderat zulegen konnte. Ursächlich hierfür sind zum einen die zeitweise deutlich gestiegenen Ölpreise. Zum anderen dürften heimische Faktoren eine Rolle für die Sonderstellung des Rubels spielen. Denn während sich beispielsweise die türkische Lira und der südafrikanische Rand mit heimischen Problemen auseinandersetzen müssen, kann der Rubel –was die nationalen fundamentalen und politischen Vorgaben betrifft – vergleichsweise sorgenfrei agieren.
Dass die Gruppe der EM-Währungen auf die zeitweise massiv zugenommenen geopolitischen Risiken besonnen reagiert hat, ist unserer Ansicht nach jedoch in erster Linie dem sich zuletzt wieder aufgehellten globalen Sentiment gegenüber Schwellenländer-Währungen geschuldet. Hierzu haben unter anderem die endlich ernst zu nehmenden Entspannungstendenzen im US-chinesischen Handelsstreit beigetragen, die Mitte Januar durch die Unterzeichnung eines Teilhandelsabkommens gekrönt werden dürften. Wären hingegen zu der im vergangenen Jahr über weite Strecken zu beobachtenden Gemengelage an negativen Faktoren (unter anderem Handelsstreit und Rezessionssorgen) die momentanen geopolitischen Entwicklungen on top dazugekommen, so hätte der Markt den sich zuspitzenden USA-Iran-Konflikt wohl weit kritischer eingestuft – mit entsprechend negativen Konsequenzen für die EM-Währungen.
Unserer Einschätzung zufolge dürfte auch das Jahr 2020 den Schwellenländer-Währungen grundsätzlich wohlgesonnen sein. Neben der im vorherrschenden Niedrigzinsumfeld anhaltenden Suche der Investoren nach Rendite sollte auch das etwas zuversichtlichere globale Wachstumsbild den risikosensitiven Währungen in den kommenden Monaten in die Hände spielen. Ganz ohne Störfeuer dürfte aber auch das neue Jahr nicht verlaufen. Vielmehr wären die EM-Währungen gut beraten, sich weiterhin auf temporäre „Risikowellen“ ausgehend von den diversen, weltweit weiterhin bestehenden Baustellen (handels- sowie geo-) politischer Natur gefasst zu machen. Nachhaltig aus der Bahn werfen lassen sollten sich die Schwellenländer-Währungen hiervon aber auch 2020 nicht, rechnen wir doch an den verschiedenen Konfliktlinien weiterhin nicht mit einer nachhaltigen Eskalation.