Sorgenfreie Aktienmärkte oder Übermut tut selten gut
Die Marktstimmung hat sich zuletzt sehr verbessert, wie unser DZ BANK Börsenbarometer zeigt. Nachdem das Sentiment über 2019 hinaus immer wieder durch die drei großen Risikofelder Handelskrieg, Brexit und Italien belastet war, zeigten sich bereits Ende Oktober Zeichen der Entspannung, als zum einen die Notenbankpolitik noch expansiver ausgerichtet wurde und zum anderen aus Washington Signale zu vernehmen waren, dass eine Teileinigung im Handelsstreit mit China wahrscheinlicher wird. Zwar kühlte sich die Stimmung in den darauffolgenden Wochen wegen des fehlenden Newsflows wieder leicht ab. Mit dem Wahlsieg von Johnson und damit einer sinkenden Unsicherheit bezüglich des Brexits sowie der Ankündigung aus Washington, dass eine Teileinigung im Handelsstreit zur Unterschrift bereitliegt, ist die Börsenstimmung nun deutlich in die Höhe geklettert. Das aktuelle Niveau ist vergleichbar mit der Stimmung Ende 2017, als Konsens am Markt darüber herrschte, dass die Zinsen lange nicht steigen werden, die Volatilität stetig sinken wird und alle Portfolien auf Risiko ausgerichtet waren. Die Sorglosigkeit der Marktteilnehmer wurde bereits wenige Wochen darauf bestraft. 2018 wurde das schwächste Börsenjahr seit der Finanzkrise.
Man sollte sich von den jüngsten Rekorden der großen internationalen Indizes also nicht täuschen lassen. Es braucht in der jetzigen euphorischen Stimmung nur geringe Enttäuschungen, um eine starke Korrektur auszulösen. Mögliche Risiken gibt es genug - hier eine sicherlich nicht vollständige Liste: Handelskonflikt USA - EU gewinnt an Wahrscheinlichkeit, Notenbankpolitik wird nicht mehr expansiver oder Großbritannien nimmt sich jegliche Flexibilität in den kommenden Verhandlungen zum Freihandelsabkommen.