Einer gegen alle – einer für alle

In unserem westlichen Nachbarland gehen die Menschen deutlich häufiger auf die Barrikaden als diesseits des Rheins. Daran haben wir uns nicht erst in den letzten Jahren gewöhnt. Aktuell führt ein großflächiger Streik in Frankreich wieder einmal zu geschlossenen Schulen und einem zusammenbrechenden Nah- und Fernverkehr, vor allem im Großraum Paris. Das ist – insbesondere in der heißen Phase des Weihnachtsgeschäftes – auch wirtschaftlich eine große Herausforderung.

Politisch geht es um die geplante Rentenreform der Regierung. Diese ist dringend notwendig, vor allem angesichts der vergleichsweise hohen Kosten des französischen Rentensystems und des sehr frühen Ruhestands in einigen Berufsgruppen. Doch in Frankreich werden auch Partikularinteressen seit jeher mit großer Militanz verteidigt. Den Protesten schließen sich nicht nur die in der Defensive befindlichen Gewerkschaften, sondern auch die erstarkten Populisten von rechts und links außen an. Präsident Macron steht mit den Seinen relativ allein in der Mitte und muss dem Druck standhalten.

Wir alle sollten hoffen, dass es Macron und seiner Regierung gelingt, die berechtigten Interessen der Allgemeinheit gegenüber militanten Einzelgruppen und populistischen Scharfmachern zu verteidigen. Europa braucht – insbesondere zum Ende der Ära Merkel in Deutschland – wenigstens in einem der großen Länder eine handlungsfähige Regierung. Sollte die französische Regierung über die Rentenreform stürzen – und sie wäre mit diesem Schicksal nicht die Erste – droht tatsächlich das politische Chaos.


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