Kaum verlangsamtes Tempo der US-Wirtschaft in Q3, Wohnungsbau nicht mehr auf Talfahrt

Die zeitweise an den Märkten verbreitete Befürchtung eines Konjunktureinbruchs durch den Handelskonflikt mit China hat sich mit der Veröffentlichung der BIP-Daten für das dritte Quartal nicht bestätigt. Das Wirtschaftswachstum lag in Q3 auf das Jahr hoch gerechnet bei 1,9 Prozent, nach 2,0 Prozent im Vorquartal. Erwartungsgemäß lieferte der private Verbrauch den wesentlichen Wachstumsimpuls. Gleichzeitig konnte das Ausgabenplus bei der öffentlichen Hand die verhaltene Investitionstätigkeit der privaten Wirtschaft kompensieren. Vom Außenhandel ging nur ein minimaler bremsender Effekt aus, da einem deutlichen Anstieg bei den Importen eine positive Entwicklung bei den Güterexporten gegenüberstand. Letztlich rechnen wir unverändert für dieses Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 2,3 Prozent.

Aber nicht nur das leichte Plus bei den Exporten, sondern auch die Tatsache, dass der Wohnungsbau wohl seine Talfahrt beendet hat, sticht bei der jüngsten Veröffentlichung des Statistikamtes positiv heraus. Erstmals seit Q4 2017 sind die Investitionen in Wohnungen und Häuser wieder gegenüber dem Vorquartal gestiegen – und das auch noch recht deutlich. Sicher spielen hierbei die gesunkenen Hypothekenzinsen eine Rolle, hinzu kommt noch das erhöhte Preisniveau bei den bestehenden Wohnimmobilien. Wegen der sichtbar verbesserten Stimmung in den Wohnungsbauunternehmen rechnen wir auch in den kommenden Quartalen in den USA mit positiven Wachstumsbeiträgen vom Wohnungsbau. Beim Rückwärtsgang des Gewerbebaus erwarten wir hingegen vorerst kaum eine Kehrtwende. Dies dürfte zum einen der anhaltenden Unsicherheit in der Industrie geschuldet sein, zum anderen aber auch dem zuvor erreichten hohen Niveau.

Das unsichere weltwirtschaftliche Umfeld spiegelt sich jedoch vor allem in den rückläufigen Investitionen in Maschinen wider. Die Details der Statistik sprechen allerdings auch für eine zusätzliche Belastung durch den Flugzeugbauer Boeing. Dennoch dürften die Ausrüstungsinvestitionen in diesem Jahr das Niveau von 2018 halten, damals hatte die Senkung der Unternehmenssteuer für einen kräftigen Sonderschub gesorgt. Mit einem Comeback als Wachstumsmotor der Maschineninvestitionen ist aber vorläufig nicht zu rechnen, zumindest nicht solange der Konflikt mit China schwelt. Die Schwankungsbreite bei den Nachrichten bezüglich des Verhandlungsstandes hat sich zwar verkleinert, dennoch geht es immer noch „hin und her“. Galt vor wenigen Tagen die Unterzeichnung eines Teilabkommens bereits Mitte November noch als sicher, so zeichnete sich zuletzt eine Verschiebung auf einen späteren Zeitpunkt ab. Das Umfeld für Ausrüstungsinvestitionen bleibt also unsicher.

Dennoch haben die Investitionen in „immaterielle Güter“, also in Software und auch in F&E, in Q3 ihren Aufwärtstrend fortgesetzt. Mehr noch, die Dynamik hat zuletzt sogar wieder zugelegt, so dass sich für das Gesamtjahr wohl kaum eine Verlangsamung zeigen dürfte und das kräftige Tempo von 2018 gehalten wird. Mittelfristig stärkt die weiter voranschreitende Automatisierung und Digitalisierung in den US-Firmen durch Kostenersparnis die internationale Wettbewerbsfähigkeit und sichert die Vorreiterrolle der großen Konzerne der Dienstleistungsbranche. Im laufenden Quartal dürfte einmal mehr vor allem der private Konsum dank der guten Beschäftigungslage für robustes Wirtschaftswachstum sorgen. Aber auch der Wohnungsbau und die immateriellen Güter dürften das Wachstum stützen.

 


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