Handelsstreit bremst Chinas Wirtschaftswachstum
Die chinesische Wirtschaft hat über die Sommermonate weiter an Fahrt verloren. Das Wirtschaftswachstum fiel im dritten Quartal erneut niedriger aus als im Vorquartal, mit 6,0 Prozent (J/J) sank es auf ein neues 27-Jahres-Tief. Damit wurden die Marktschätzungen leicht verfehlt, unsere eigenen, etwas skeptischeren Erwartungen haben sich jedoch bewahrheitet. Der Abwärtstrend, der Anfang letzten Jahres mit Ausbruch der US-chinesischen Handelsstreitigkeiten begann, hat sich fortgesetzt.
Die größten Wachstumseinbußen gab es in der Industrie, die im abgelaufenen Quartal mit 5,0 Prozent den niedrigsten Anstieg seit 1990 verzeichnete. Der Wert wäre noch schwächer ausgefallen, hätte sich die Industrieproduktion im Quartalsschlussmonat September nicht wieder sichtlich beschleunigt. Wir bleiben allerdings vorsichtig, ob sich damit eine Kehrtwende des industriellen Abschwungs abzeichnet. Vielmehr könnten sich dahinter, wie schon im bisherigen Jahresverlauf, vorgezogene staatliche Maßnahmen verbergen, deren Effekt schnell wieder verpufft.
Hauptbelastung für Chinas Wirtschaft bleibt der Zollstreit mit den USA. Trotz der soeben von Donald Trump ausgesetzten Zollerhöhung beträgt der gewichtete Zollsatz auf chinesische Lieferungen in die USA immer noch über 15 Prozent. Inzwischen schrumpfen Chinas reale Exporte deutlich und der Beitrag des Außenhandels zum Wirtschaftswachstum hat ins Minus gedreht. Und ob die Streichung der Zölle und die damit eingeleitete Entspannung im Handelskonflikt tatsächlich von Dauer sein wird, muss sich in den kommenden Monaten erst noch beweisen.
Wir haben unsere Wachstumsprognose für China unlängst abermals gesenkt. Für dieses Jahr rechnen wir nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 6,1 Prozent, im kommenden Jahr mit 5,8 Prozent. Während in diesem Jahr also noch von einem knapp zielkonformen Wachstum auszugehen ist, wird die chinesische Regierung den Zielkorridor im kommenden Jahr wohl erneut absenken müssen.