Angriff auf die Ölproduktion in Saudi-Arabien
Am Wochenende kam es in Saudi-Arabien zu einem Drohnenangriff auf die größte weltweite Ölraffinerie ("Abkaik") und das Ölfeld ("Khurais"). Das Staatsunternehmen Aramco meldete daraufhin einen Produktionsausfall von 5,7 MMBD, was etwa der Hälfte der gesamten Produktion des Königreiches entspricht und rund 5 Prozent der weltweiten Versorgung mit Öl ausmacht. In der Ölhistorie gab es ein solches Produktionsausfallereignis noch nicht. Selbst der Irak-Krieg und die Iranische Revolution hatten einen geringeren Einfluss auf die Ölproduktion. Der Ölpreis stieg aufgrund der Nachrichtenlage sehr deutlich an und erreichte in der Spitze sogar über 70 USD. Im Tagesverlauf hat sich der Preis jedoch wieder spürbar reduziert und liegt aktuell bei rund 66 USD.
Es ist damit zu rechnen, dass a) Aramco einen Gutteil der Produktion in wenigen Tagen wieder hochfahren kann und b) die Bestände des Staatsunternehmens reichen, um Kundenverpflichtungen nachzukommen. Ein "Force-Majeur" (Lieferausfall wegen eines unvorhergesehenen Ereignisses) kann also aller Voraussicht nach abgewendet werden. Zudem kann Saudi-Arabien dank hoher Öllagerbestände Ausfälle der Produktion temporär ausgleichen. Insgesamt lagern im Königreich über 100 Millionen Barrel Öl. Zuletzt wurden die Bestände 2011 während des libyschen Bürgerkriegs angezapft. Auch die Internationale Energiebehörde sieht in den aktuellen Ereignissen keinen Knappheitskatalysator, da die weltweiten Ölbestände noch auskömmlich sind. Daher dürfte die aktuelle Preisreaktion übertrieben sein.
Sofern die saudischen Produktionsausfälle nicht von Dauer sind halten wir sie für den globalen Rohölmarkt für verkraftbar. Allerdings galten die saudischen Ölanlagen bisher als sehr sicher. Hier wird sich unseres Erachtens die Wahrnehmung des Marktes ändern. Als Folge der geopolitischen Spannungen in der Golfregion ist nicht auszuschließen, dass es weiterhin zu solchen Zwischenfällen kommen kann. Dies und mögliche Gegenreaktionen könnten das internationale Sentiment weiter dämpfen, was die Investitionsneigung weiter schwächen dürfte.