Handeln im Grenzbereich
Die Reaktivierung des Anleihekaufprogramms in Kombination steigender Staatsschulden kann schnell zu steigenden Renditen führen.
Die EZB wird das Anleihekaufprogramm wieder reaktivieren, das damit nun vollends als zur Zinspolitik gleichwertiges geldpolitisches Instrument anzusehen ist. Dem Kaufprogramm wurde diesmal aber kein Enddatum gegeben, was schnell zu Problemen führen kann. Staatsanleihen beanspruchen den größten Teil des geplanten Ankaufvolumens von 20 Milliarden Euro pro Monat für sich, was Schätzungen zufolge der EZB die Möglichkeit gibt, Staatsanleihen bis Ende 2020 zu kaufen.
Gleichzeitig ist ein Ende der EZB-Käufe mit einer Inflation nahe des Zielwertes von knapp zwei Prozent verbunden, den selbst die EZB-Prognostiker bis einschließlich 2021 nicht vorhersehen. Änderungen am Emittentenlimit oder dem Kapitalschlüssel könnten die Staatsanleihekäufe verlängern, sind aber mit rechtlichen Hürden verbunden und entsprechend unsicher, was eine Ausweitung der APP-Käufe um neue Vermögensklassen wahrscheinlich macht.
Angesichts der Tatsache, dass die Geldpolitik langsam am Rande ihrer Möglichkeiten angelangt ist, appellierte Draghi auf der Pressekonferenz überdeutlich an die Regierungen, mit fiskalischen Wachstumsimpulsen den Konjunkturabschwung einzudämmen. Folgt die Politik diesem Ruf, könnte also die EZB ihre Staatsanleihekäufe stark reduzieren, gleichzeitig der Verschuldungsgrad der EWU-Staaten im Trend aber steigen. Diese Entwicklung dürfte dann unvermittelt zu deutlich steigenden Renditen führen. Wenn man sich im Grenzbereich bewegt, könnten die möglichen unerwünschten Nebenwirkungen sehr groß sein.