Balance wahren
Die erratische Politik von US-Präsident Trump zieht ihre Furchen durch die Weltwirtschaft mit der Folge einer spürbar größeren Unsicherheit hinsichtlich der politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen. Entsprechend ist die Investitionsneigung der Unternehmen gesunken und die Investitionstätigkeit wird weitgehend auf das Notwendige beschränkt. Immer lauter wird der Ruf nach staatlicher Unterstützung. Im Mittelpunkt dieser Forderungen steht vor allem Deutschland, eines der wenigen Länder mit einem Haushaltsüberschuss.
Auch die Zentralbanken stemmen sich gegen die Wachstumsrisiken. Während in den USA die Zentralbank noch versucht, ihr geldpolitisches Pulver trocken zu halten, ist die EZB bereits einen Schritt weiter und prüft alle weiteren Optionen der Geldpolitik, bis hin zum Kauf von Aktien und Bankanleihen. Zumindest hat EZB-Chef Draghi den Prüfauftrag in der letzten Pressekonferenz nicht eingeschränkt.
Mit einer zunehmend expansiven Geld- und Fiskalpolitik versuchen Regierungen und Zentralbanken, der Abkühlung der weltwirtschaftlichen Dynamik entgegenzuwirken. Dabei scheint bislang die Geschwindigkeit der Lockerung so hoch zu sein, dass man die Belastungen durch die US-Politik in etwa ausgleichen konnte. Sollte diese Balance kippen, also die geldpolitische und fiskalische Lockerung nicht mehr mit der Belastung durch die US-Politik Schritt halten können, dürfte die weltwirtschaftliche Dynamik spürbar zurückgehen. In diesem Fall sollten einige Länder – einschließlich Deutschland – eine Rezession nicht mehr vermeiden können.