Die Vermögenssteuer ist für politische Schnellschüsse nicht geeignet

Die schwindende Gunst beim Wähler treibt die SPD vor sich her. Ihre neueste Idee ist die Wiedereinführung der Vermögenssteuer. Damit möchte sie offensichtlich das linke Profil schärfen. Auf den ersten Blick erscheint diese Forderung durchaus berechtigt. Deutschland ist eines der wenigen Länder innerhalb der OECD, das keine Vermögenssteuer erhebt.

Jedoch sollte man diese Steuer nicht isoliert betrachten. Die Einkommenssteuer spielt hier ebenfalls eine wichtige Rolle, da aus dem Einkommen üblicherweise Vermögen gebildet wird. Die Steuersätze für die Einkommenssteuer sind in Deutschland im Vergleich zu den anderen OECD-Ländern jedoch mit am höchsten. So liegt der Einkommenssteuersatz für eine Familie mit zwei Kindern und zwei Verdienern durchschnittlich bei 39%. Der OECD-Durchschnitt liegt hier nur bei 28% (Single-Haushalte: 49,5% gegenüber 36% in der OECD).
Wenn man also fordert, die Vermögenssteuer wiedereinzuführen, sollte oder muss man auch die Einkommenssteuer senken. Damit würde es man den Familien – gerade vor dem Hintergrund negativer Zinsen – erleichtern, selbst Vermögen zu bilden oder die private Altersvorsorge aufzubauen. Bei der Einführung einer Vermögenssteuer sollte man sich auch einige Gedanken um Freibeträge und Unternehmensvermögen machen, damit der Standort Deutschland nicht an Wettbewerbsfähigkeit verliert.

Vor dem Hintergrund der Generationengerechtigkeit mag die Vermögenssteuer ein wichtiges Thema sein. Für politische Schnellschüsse ist sie jedoch aufgrund ihrer komplexen Wirkungen auf die Gesellschaft nicht geeignet.


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