SPF – Zunehmend Zweifel an Annäherung ans Inflationsziel
Heute Vormittag hat die EZB das Ergebnis der jüngsten Umfrage unter professionellen Marktbeobachtern zur Konjunktur- und Inflationsentwicklung in der Eurozone veröffentlicht. Dem Survey of Professional Forecasters (SPF) zufolge haben sich die Konjunkturaussichten für die Eurozone für das kommende Jahr minimal eingetrübt. So wurde der BIP-Ausblick für 2020 auf 1,3% von zuvor 1,4% gesenkt. Für das Jahr 2021 wurde der Wachstumsausblick unverändert bei 1,4% belassen. Im Vergleich zu den aktuellen EZB-Stabsprojektionen unterstellt der SPF-Survey für das kommende Jahr eine leicht schwächere konjunkturelle Dynamik (siehe Tabelle unten).
Hinsichtlich der weiteren Inflationsentwicklung deutet die SPF-Umfrage für die kommenden Jahre auf eine auf niedrigem Niveau verharrende Teuerungsrate hin. Die Marktbeobachter haben über alle Prognosehorizonte hinweg ihre bisherigen Vorhersagen nach unten revidiert. Für das kommende Jahr erwarten die Befragten eine Inflationsrate von 1,4%. In 2021 dürfte die Teuerungsrate mit 1,5% nur unwesentlich höher liegen. Besonders bemerkenswert ist, dass die Umfrageteilnehmer auch ihren Langfristausblick für die Inflation auf 1,7% von zuvor 1,8% nach unten angepasst haben. Dies kann dahingehend interpretiert werden, dass die Marktbeobachter die gegenwärtigen geldpolitischen Maßnahmen der Notenbank für nicht ausreichend erachten, um das EZB-Inflationsziel mittelfristig zu erreichen.
Der Umstand, dass die Umfrageteilnehmer eine mittelfristige Annäherung ans Inflationsziel zunehmend in Zweifel ziehen, erhöht den Handlungsdruck auf die Währungshüter erheblich. Draghi hat bereits im Rahmen der gestrigen Ratssitzung die Fantasie auf weitere geldpolitische Maßnahmen geschürt. Sollten die Währungshüter nach der Sommerpause stillhalten, wäre das für die Finanzmärkte wohl eine herbe Enttäuschung.