Polen: Expansives Fiskalprogramm vor den Wahlen im Herbst

Die polnische Regierung fährt vor der Parlamentswahl im Herbst einen sehr expansiven fiskalpolitischen Kurs. Das im Februar angekündigte Paket von Steuererleichterungen und Bonuszahlungen in Höhe von bis zu 1,9% der Wirtschaftsleistung hat sie in den letzten Monaten konkretisiert und teilweise umgesetzt. Das Fiskalprogramm soll offensichtlich die Wiederwahl der nationalkonservativen Regierungspartei PiS garantieren. Zu den Maßnahmen gehören eine Ausweitung des Kindergeldes, eine Bonuszahlung an alle Rentner des Landes sowie die Senkung der Einkommensteuer.


Allen voran der private Konsum wird daher im laufenden und im kommenden Jahr wohl für solides Wachstum in Polen sorgen. Die Wirtschaft dürfte 2019 um annähernd 4% und 2020 um etwa 2,5% zulegen. Die außerordentlich hohe Konjunkturdynamik vom vergangenen Jahr wird das osteuropäische Land damit aber nicht halten können. Aufgrund der hohen Abhängigkeit von der deutschen Wirtschaft leidet schon jetzt der Industriesektor, der in Polen immerhin rund ein Viertel zur Wertschöpfung beiträgt.


Trotz der robusten Wachstumsraten, die tatsächlich etwas finanziellen Spielraum geben, wird die expansive Fiskalpolitik wohl ihre Spuren im Budget hinterlassen. Die im vergangenen Jahr fast geschlossene Lücke im Staatshaushalt dürfte sich 2019 und 2020 wieder deutlich vergrößern. Die Maastricht-Vorgaben zur gesamtstaatlichen Verschuldung und zum Budgetdefizit werden aber voraussichtlich komfortabel eingehalten.


Artikel bewerten

Vielen Dank für Ihre Wertung. Ihre Wertung:
Aktuelle durchschnittliche Bewertung des Artikels: 2.53