Euro-Raum: Endet der Aufschwung am Arbeitsmarkt?

Die Arbeitslosenquote des Euro-Raums kennt seit mehreren Jahren eigentlich nur eine Richtung: Es geht nahezu ungebremst bergab – im positiven Sinne. Setzt sich der Trend fort, dürfte das Vorkrisenniveau mit 7,3 Prozent vom März 2008 in zwei bis drei Monaten erreicht sein. Doch ein Ende der Erholungsphase scheint allmählich in Sicht zu kommen. Der von uns berechnete Indikator für die Arbeitslosenquote im Euro-Raum deutet seit Monaten eine merkliche Verlangsamung des Abwärtstrends an, die zunehmend sichtbar in eine Bodenbildung übergehen dürfte.

Noch überwiegt die Zahl der Euroländer, in denen die Erholung am Arbeitsmarkt intakt ist. Eine Reihe von Ländern hat in den vergangenen beiden Jahren aber bereits eine sehr niedrige Arbeitslosenquote erreicht. Hier wurden historische Tiefstände bereits unterschritten oder es herrscht praktisch nahezu Vollbeschäftigung. Ein weiterer Beitrag zur Senkung der Arbeitslosenquote ist von diesen Ländern kaum mehr zu erwarten. Eine Verlangsamung der Erholung am Arbeitsmarkt deckt sich auch mit unserem generellen Konjunkturbild. Zum einen gehen wir davon aus, dass der schwelende US-China-Handelskonflikt bereits einen volkswirtschaftlichen Schaden im Euro-Raum angerichtet hat und die Wirtschaft anhaltend in Unsicherheit versetzt. Zum anderen sehen wir nach mehreren Jahren des konjunkturellen Aufschwungs im Euro-Raum allmählich ein Ende des aktuellen Konjunkturzyklus erreicht. Der Arbeitsmarkt wird auf die konjunkturelle Abkühlung gewöhnlich mit einer Verzögerung von wenigen Quartalen reagieren.

Mit einem abrupten Ende des Aufschwungs am EWU-Arbeitsmarkt ist aber nicht zu rechnen. Nach wie vor herrscht ein hoher Fachkräftemangel in der gesamten Eurozone. Der Rückgang der Arbeitslosenquote sollte sich aber in den kommenden Monaten zunehmend verlangsamen. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Indikators für die Arbeitslosenquote im Euro-Raum dürfte sich im Verlauf des ersten Halbjahres 2020 ein Tiefpunkt ausbilden. Für den Jahresdurchschnitt im kommenden Jahr ist dann nur noch mit einem leichten Rückgang der Quote auf 7,2 Prozent zu rechnen, nach erwarteten 7,5 Prozent in 2019.


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