China: Schwaches Wachstum in Q2 lässt neue Konjunkturstimuli erwarten

Unter dem Druck des Handelsstreits mit den USA hat Chinas Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal weiter auf 6,2 Prozent nachgegeben. Es ist wohl der schwächste Wert seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Zum Jahresauftakt hatte sich die Konjunktur dank höherer Staatsausgaben noch stabilisiert. Da es sich dabei aber primär um vorgezogene Ausgaben handelte, ist der Effekt schnell verpufft. Der Wachstumsrückschlag jetzt ist auch eine Folge der Kurzlebigkeit dieser Maßnahmen.

Gleichzeitig ist die Last der gegenseitigen Strafzölle inzwischen beträchtlich. Chinas Exporte in die USA liegen aktuell knapp 10 Prozent, Chinas Importe aus den USA sogar rund 30 Prozent im Minus. Dabei dürfte die Anhebung der bestehenden Zölle von 10 auf 25 Prozent, die US-Präsident Trump im Mai angeordnet hat, bislang noch kaum Wirkung gezeigt haben. Die Bremseffekte werden erst jetzt ab der Jahresmitte zu spüren sein. Die Belastungen für Chinas Exportindustrie dürften sich noch einmal etwa verdoppeln. Positiv ist sicherlich, dass die weitere Eskalation des Handelsstreits abgewendet wurde und die US-Zölle nun erst einmal nicht auf alle Importe aus China ausgeweitet werden. Der Gegenwind für die chinesische Wirtschaft wäre ansonsten ungleich stärker.

Aber auch so wird die chinesische Regierung die Konjunkturstimuli deutlich steigern müssen, um das Wachstum in den kommenden Monaten bei mindestens 6 Prozent, also innerhalb des vorgegebenen Zielkorridors, zu halten. Fiskalisch sind zurzeit allerdings noch kaum größere Maßnahmen zu erkennen. Allenfalls das wieder höhere Wachstum in der Industrie könnte ein erster Hinweis auf neue Stimuli sein. Hier rechnen wir bald mit einem stärkeren Schub. Geldpolitisch wird dagegen schon jetzt der Weg für eine deutlichere Lockerung freigemacht. Spätestens einer Zinssenkung der Fed wird die People’s Bank folgen, die Mindestreservesätze dürfte sie aber schon früher weiter absenken.

Zum Jahreswechsel dürfte die Konjunktur ihren Boden finden, immer vorausgesetzt allerdings, dass der auf dem G20-Gipfel geschlossene Burgfrieden im Handelsstreit auch von Dauer ist. Im kommenden Jahr rechnen wir mit einem Wirtschaftswachstum von 6 Prozent, nach 6,2 Prozent in diesem Jahr.


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