US-Arbeitsmarkt: Eine solide Halbjahresbilanz, aber wenig Druck bei den Löhnen
Der Beschäftigungsaufbau in den USA ist nicht zum Erliegen gekommen, dies zeigt der jüngste Arbeitsmarktbericht. Ein überraschend schwacher Vormonat hatte teilweise zu sehr pessimistischen Spekulationen über die US-Konjunktur geführt. Tatsächlich ist im Juni aber die Zahl der Beschäftigten um 224.000 Personen gestiegen. Auch in der Industrie entstanden 17.000 neue Arbeitsplätze, obwohl der schwelende Handelsstreit inzwischen sichtbar auf dem Industrieklima lastet.
Es ist kein Warnsignal, dass das durchschnittliche monatliche Stellenplus im ersten Halbjahr „nur“ bei 172.000 Personen lag und damit sichtbar hinter dem des Vorjahreszeitraums zurückbleibt. Denn zum einen erfordert das Bevölkerungswachstum nur eine Steigerung um 100.000 Beschäftigte und zum anderen hatte 2018 die Senkung der Unternehmenssteuer für einen Extra-Schub beim Beschäftigungsaufbau gesorgt. Eine weitere Erklärung für den sich etwas langsamer drehenden Jobmotor ist die historisch niedrige Arbeitslosigkeit, durch die qualifizierte Arbeitskräfte kaum noch verfügbar sind. Der jüngste leichte Anstieg von 3,6 auf 3,7 Prozent ist übrigens einem deutlichen Zustrom beim Arbeitskräfteangebot geschuldet.
Dennoch sollte man in Anbetracht der Halbjahresbilanz für den Arbeitsmarkt nicht zu der Schlussfolgerung kommen, dass doch „alles bestens sei“. Denn ein überraschend kräftiges Stellenplus im öffentlichen Sektor und auch in der Bauwirtschaft im Berichtsmonat dürfte eher als Einmaleffekt gewertet werden. Auch die Tatsache, dass sich der Lohnanstieg zuletzt wieder verlangsamt hat, nach einer leichten, offensichtlich nur vorübergehenden Beschleunigung zu Jahresbeginn, dämpft den Optimismus für die US-Wirtschaft.
Nach den derzeit vorliegenden Zahlen dürfte die US-Wirtschaft im zweiten Quartal auf das Jahr hoch gerechnet nur um rund 1 ½ Prozent gewachsen sein. Nicht nur die Industrie, sondern inzwischen auch die Dienstleister leiden unter dem sich dahinschleppenden Zoll-Konflikt mit China. Dies belegen die rückläufigen Werte der Stimmungsumfragen. Einerseits hat sich der Kostendruck durch die bestehenden Zölle verschärft, andererseits ist die Gefahr groß, dass auch der Rest der Importwaren aus China quasi „über Nacht“ mit Zöllen belegt wird. Letztlich dürften die Investitionstätigkeit und damit auch der Stellenaufbau in den kommenden Monaten darunter leiden. Die Fed-Oberen dürften dies alles sehr sorgfältig im Auge behalten, aber auch übereilte Maßnahmen vermeiden.