Die Politisierung der Notenbanken
Die steigende Hoffnung auf noch mehr billiges Geld und weiter fallende Notenbankzinsen ist am Kapitalmarkt sichtbar. So kann man seit einiger Zeit wieder beobachten, dass die Renditen von Anleihen fallen und gleichzeitig risikobehaftete Assets, wie Aktien oder Unternehmensanleihen, steigen.
Mit der Ernennung von Christine Lagarde als Nachfolgerin von EZB-Chef Mario Draghi kann man nun auch nach der Ära Draghi mit einer lockeren Zinspolitik rechnen. Wie schon in der US Notenbank wird mit Frau Lagarde nun auch in der EZB eine Juristin das Ruder übernehmen. Damit setzt sich die Politisierung der Notenbanken konsequent fort. Diese Entwicklung ist keine wirkliche Überraschung, da die Notenbankpolitik durch ihre Handlungsbereitschaft, auch in den extremen Bereichen der Geldpolitik, für die Regierungen sehr relevant wurde. Welchen Stellenwert geldpolitische Steuerungsinstrumente in Zukunft einnehmen werden ist offen, aber im Zweifel werden politische Überlegungen ebenfalls eine bedeutende Rolle einnehmen.
Dies alles findet vor dem Hintergrund einer spürbar nachlassenden Konjunkturdynamik und hohem politischen Stress für das globale Wirtschaftssystem statt. Die Notenbanken werden die geldpolitischen Impulse im Zeitablauf immer weiter vergrößern müssen, um die gewünschten Effekte zu erzielen. Übertreibungen und Blasenbildung in Teilen des Finanzmarktes dürften die Folge sein. Der Ausgang einer solchen Entwicklung ist hinlänglich bekannt. Bis jetzt hat sich am Ende die konjunkturelle Wirklichkeit durchgesetzt.