Tankan-Index der Bank von Japan fällt auf ein Dreijahrestief

Der vierteljährliche Stimmungsindex der Bank of Japan hat zuletzt weiter nachgegeben: Bei den großen und exportorientierten Industrieunternehmen ist er im zweiten Quartal um 5 Zähler gefallen und hat ein Dreijahrestief von nur noch +7 Punkten erreicht. Damit hat sich dieser wichtige Index, der von -100 bis +100 reicht, bei den befragten Unternehmen nun deutlich an einen Gleichstand zwischen optimistischen und skeptischen Antworten angenähert. Die Einschätzungen der mehr binnenorientierten Großunternehmen aus dem Servicesektor haben sich dagegen zuletzt etwas verbessern können, von 21 auf 23 Punkte. Für alle Unternehmen (alle Sektoren und alle Größenklassen) ist der Tankan zuletzt von 12 auf 10 Punkte gefallen.

Japans Großindustrie hat mithin im zweiten Quartal überdurchschnittlich starke Stimmungseinbußen erlitten. Die Sorgen über ihr aktuelles und künftiges Geschäftsumfeld sind angesichts der Verunsicherungen und der realen Auswirkungen des US-chinesischen Handelsstreits auch verständlich. Auf dem jüngsten G20-Gipfel in Osaka gab es zwar insofern positive Nachrichten, als die USA nun vorerst auf noch höhere Zollbelastungen für Chinas Exporte in die US verzichten, an denen ja auch japanische Firmen als wichtige Vorleistungslieferanten beteiligt sind. Ob die nun in Aussicht gestellten weiteren Verhandlungen zwischen Washington und Peking am Ende aber tatsächlich und zeitnah zu positiven Ergebnissen führen, ist völlig offen. Von daher hat sich durch den G20 Gipfel die Situation für die japanische Wirtschaft kaum verändert. Große Unsicherheiten über die künftigen Exportchancen nach China und die USA bleiben bestehen und belasten die Investitionstätigkeit und das japanische Wirtschaftswachstum.

Mit Blick auf die geplante Mehrwertsteueranhebung, die zum 1. Oktober erfolgen soll, hat der Tankan durchaus deutliche Warnzeichen für die Konjunktur gesendet. Ein schlechter Tankan-Index im Juni war zuvor von vielen Beobachtern als letzte Gelegenheit für Premier Abe gewertet worden, mit einer stichhaltigen ökonomischen Begründung das ganze Mehrwertsteuerprojekt erneut zu verschieben oder gleich ganz abzusagen, um in der aktuell so krisenhaften und fragilen Situation keine Rezession zu provozieren. Nun ist der Tankan sogar stärker als allgemein erwartet gesunken. Abe könnte also auf die Talfahrt dieses wichtigen Konjunkturbarometers verweisen und argumentieren, dass Steuererhöhungen derzeit aus konjunkturellen Gründen nicht opportun seien. Aber er muss sich nun rasch entscheiden, um nicht am Ende als wankelmütig angesehen zu werden.

Grundsätzlich rächt es sich für Abe nun, dass seine Wirtschaftspolitik immer noch auf wichtige Strukturreformen – etwa am Arbeitsmarkt, in der Landwirtschaft und bei der Erwerbstätigkeit von Frauen – warten lässt. Die Wirtschaft wäre deutlich stabiler und stärker gegen Stimmungs- und Wachstumsschwankungen geschützt, wären diese Reformen im Zuge der „Abenomics“ seit 2013 konsequenter angestrebt und umgesetzt worden. Nun aber bleibt Abe kurzfristig eigentlich kaum etwas anderes übrig als wieder einmal mit expansiver Fiskalpolitik, höheren Staatsschulden – und dem Verzicht auf die Mehrwertsteueranhebung – die japanische Konjunktur zu stabilisieren.



 


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