Fragile EWU-Konjunktur im Frühjahr 2019

Nach zwei schwächeren Monaten in März und April verlief der Mai im Euro-Raum – gemessen an wichtigen Wirtschaftsdaten – nicht so schlecht wie vielfach erwartet. Der Euro-Indikator der DZ BANK, der konjunkturelle Trends frühzeitig anzeigen kann, legte leicht um 0,1 Prozent zu und steht nun bei 99,0 Punkten. Auch die Vorjahresrate hat sich im abgelaufenen Monat leicht verbessert: Sie liegt jetzt bei -1,8 Prozent, nach -2,0 Prozent im April.

Vor allem der angeschlagene Industriesektor konnte zuletzt positiv überraschen. Sowohl bei den Auftragseingängen als auch bei den Produktionserwartungen der Unternehmen gab es nach fünf Monaten mit fortgesetzten Rückgängen im Mai wieder positivere Nachrichten. Dabei konnten die in Umfragen ermittelten Produktionserwartungen ihren Verlust aus dem Vormonat aufholen und liegen aktuell immerhin wieder auf ihrem langjährigen Durchschnittswert. Unterdessen sehen die von Markit befragten Einkaufsmanager noch keine Verbesserung der Lage im verarbeitenden Gewerbe. Der „Einkaufsmanagerindex“ gab im Mai noch einmal leicht nach und bleibt weiterhin unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.

Auch bei den europäischen Konsumenten hat sich die Stimmung im Mai leicht verbessert. Das Verbrauchervertrauen ist ausweislich der Umfrage im Auftrag der EU-Kommission angestiegen. Die Einkommenserwartungen für die kommenden zwölf Monate sind sogar auf den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren geklettert. Das Risiko, arbeitslos zu werden, bewegt sich aus Sicht der privaten Haushalte weiterhin auf sehr niedrigem Niveau.

Weniger positiv verliefen die letzten Wochen an den Finanzmärkten. Die Aktienkurse haben merklich nachgegeben, sie sanken im Monatsdurchschnitt Mai um knapp drei Prozent. Auch die Renditen langlaufender Staatsanleihen haben aufgrund der gestiegenen Unsicherheit weiter nachgegeben. Damit ist der Abstand zu den Geldmarktzinsen noch einmal zusammengeschrumpft, was für den Euro-Indikator ein negatives Konjunktursignal darstellt.

Insgesamt ist das Risiko für die Euro-Konjunktur angesichts des schwierigen politischen Umfeldes sicherlich weiter nach unten gerichtet. Der kommende G20-Gipfel in Japan könnte eine wichtige Wegmarke darstellen: Rutscht die Weltwirtschaft weiter in Richtung Protektionismus, was den außenhandelsabhängigen EWU-Volkswirtschaften besonders schaden würde, oder gelingt doch noch eine Trendwende? Auch für den EWU-Konjunkturausblick wird der 29. Juni ein wichtiges Datum sein.


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