Trumps Strafzölle zahlen vor allem die US-Verbraucher

US-Präsident Donald Trump rühmt sich gern, dass die Chinesen seine Strafzölle zahlen müssen und ihm Milliarden Dollar in die Staatskasse spülen. Richtig ist die Darstellung nicht. Die US-Importeure können die Zölle, die sie selbst zahlen müssen, nur dann an die Chinesen überwälzen, wenn sie von den chinesischen Exporteuren entsprechende Rabatte gewährt bekommen. Es mag Ziel der US-Regierung gewesen sein, dies zu erreichen, zumindest hat sie mit der Auswahl der betroffenen Warengruppen den Rahmen dafür gesetzt. Bislang wurden die Zölle vor allem auf Produkte mit einer relativ hohen Nachfrageelastizität erhoben – verarbeitete Nahrungsmittel und tierische Produkte beispielsweise, die relativ leicht zu substituieren sind, oder zahlreiche Zwischenprodukte. Konsumgüter, bei denen die US-Verbraucher wenig Ausweichmöglichkeiten haben, wie Kleidung oder Spielzeug, wurden von den Strafzöllen dagegen größtenteils ausgespart.


Gelungen ist die Überwälzung der Zollkosten aber nicht, das zeigen gleich mehrere aktuelle Untersuchungen aus den USA. Danach sind die Preise der betroffenen Güter in den USA durch die Zölle sichtbar gestiegen. Einzelne Produkte, wie Waschmaschinen, haben sich um 12% verteuert, Stahlprodukte um 9%. Insgesamt ist bislang rund ein Drittel der Zollbelastung an die US-Verbraucher weitergereicht worden und hat zu deutlichen Realeinkommenseinbußen geführt; einen weiteren Teil haben die US-Importeure über geringere Gewinnmargen getragen. Die Nettoverluste summieren sich inzwischen auf 7,8 Mrd. US-Dollar oder 0,04% der US-Wirtschaftsleistung.


Das erscheint erst einmal relativ gering. Die Verteilungseffekte sind jedoch ungleich größer. Die Preisanstiege treffen vor allem Haushalte der unteren Einkommensschichten, die einen hohen Anteil ihres Einkommens für die relativ billigen chinesischen Produkte aufwenden, also auch Trumps Wähler-Klientel. Selbst wenn die US-Regierung versucht, einen Ausgleich zu schaffen, indem sie die Zolleinnahmen eins zu eins als Transfers an die Haushalte und Unternehmen weiterreicht (was sie im Jahr vor den nächsten Präsidentschaftswahlen sicherlich tun wird), wird sie die Verluste kaum passgenau kompensieren können. Es wird also auch in den USA Gewinner und Verlierer geben. Macht der US-Präsident darüber hinaus seine Drohung wahr und belegt alle Importe aus China mit 25% Strafzoll, dürften die Zölle noch viel stärker zulasten der US-Verbraucher gehen. Denn dann werden auch Produktgruppen betroffen sein, bei denen die US-Verbraucher nur wenig Alternativen haben.


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