Dienstleistungen trotzen der globalen Konjunkturabkühlung – nationale Industriepolitik nicht zielführend

Der aktuelle Einbruch der Auftragseingänge vor allem aus dem Ausland ist nicht auf die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrieunternehmen zurückzuführen. Er ist eine Folge der hohen Auslandsabhängigkeit der deutschen Industrie in Zeiten einer internationalen Konjunktureintrübung. Vor diesem Hintergrund gewinnt auch die Diskussion um die „Nationale Industriestrategie 2030“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie an Bedeutung.
Die „Nationale Industriestrategie 2030“ enthält strategische Leitlinien für eine Industriepolitik. Allerdings zeigt die langfristige Entwicklung, dass es die Industrieunternehmen in Deutschland bisher ganz gut ohne aktive Einflussnahme des Staates geschafft haben, international wettbewerbsfähig zu bleiben. Ihre Bedeutung für die deutsche Wirtschaft ist vergleichsweise hoch. Die Umsatzentwicklung der vergangenen 15 Jahre verdeutlicht aber auch, dass manche Dienstleistungen dynamischer wuchsen als das verarbeitende Gewerbe und durchaus auch mehr Zukunftspotential besitzen könnten.

Im Gegensatz zu den Industrieunternehmen hat die globale Konjunkturabkühlung den deutschen Dienstleistern bisher nicht die gute Stimmung vermiesen können. Die stark auf den Heimatmarkt konzentrierten Dienstleistungsunternehmen sind weitaus geringer von Konjunkturschwankungen abhängig als die eher exportorientierten Industrieunternehmen. Im ersten Quartal 2019 waren die Kapazitäten der Dienstleister in Deutschland und Europa merklich besser ausgelastet als in der Industrie. Zudem blieb die Kapazitätsauslastung im Vergleich zum Jahresstart 2018 stabil, während sie bei den Industrieunternehmen zurückging.
Die Konzentration auf eine Förderung großer Industrieunternehmen könnte sich daher als der falsche Weg erweisen. Benachteiligt wäre dadurch vor allem der Mittelstand. Besser geeignet wäre stattdessen eine sektorunabhängige Förderung von Forschung und Entwicklung.


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