Negative Zinsen wirken wie eine Sondersteuer im Euroraum

Die geringe Rentabilität europäischer Banken ist schon seit längerer Zeit ein Problem und die EZB in ihrer Funktion als Bankenaufsicht adressiert dies auch regelmäßig. Während die der US-Einlagensicherung FDIC (Federal Deposit Insurance Corporation) angeschlossenen Institute im vierten Quartal 2018 eine Eigenkapitalrendite von 11,8% erwirtschaften konnten, lag der Wert bei 190 europäischen Banken im Durchschnitt bei gerade einmal 6,5%. Die EZB in ihrer geldpolitischen Funktion ist dabei aber auch ein Grund – neben weiteren strukturellen Themen und geschäftspolitischen Entscheidungen – für die geringe Rentabilität.

Während die Banken in den USA davon profitieren, dass ihre Einlagen, die zu einem großen Teil immer noch unverzinst sind, dank der Leitzinserhöhungen an Wert gewonnen haben, müssen europäische Banken für ihre Überschussreserven bei der EZB sogar einen Zins von derzeit 0,40% pro Jahr zahlen, denn der Einlagensatz ist negativ. Auf Basis der aktuellen Guthaben entspricht dies einem Zinsaufwand von 7,6 Mrd. Euro pro Jahr. Nach unseren Schätzungen dürfte deutschen Banken ein Zinsaufwand von 2,4 Mrd. Euro und französischen Banken von 2,0 Mrd. Euro entstehen, während beispielsweise italienische Banken aufgrund ihrer geringeren EZB-Einlagen geschätzt lediglich 343 Mio. Euro pro Jahr zu zahlen haben.

Die negativen Zinsen wirken also wie eine Sondersteuer für Banken. Dies könnte die EZB relativ leicht beheben, indem sie den Einlagensatz auf 0 anhebt. Dies ist aber nicht sehr wahrscheinlich. Die nachlassende Konjunktur und fallende Inflationsraten sprächen mittelfristig eher für eine weitere Lockerung der Geldpolitik. Daher überrascht es nicht, dass die EZB nun begonnen hat, über eine teilweise Befreiung der EZB-Einlagen vom negativen Einlagensatz zu diskutieren. Ein solches Instrument würde die Belastungen der negativen Zinsen für das europäische Bankensystem mindern und sogar die Möglichkeit eröffnen, die Zinsen noch weiter abzusenken. Falls sich die EZB jedoch gegen die Einführung eines solches Staffelsystems für die EZB-Einlagen der Banken entscheidet, könnte man alternativ auch mit einer leichten Anhebung des Einlagezinses auf minus 0,25% rechnen. Wie auch immer: Die Rentabilitätsprobleme der europäischen Banken wird man mit solchen Maßnahmen nicht lösen.


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