IFRS 16 sorgt für Aufregung
Seit dem 1. Januar 2019 gilt der neue Rechnungslegungsstandard IFRS 16. Künftig sind nahezu alle Leasingverhältnisse (Miete und anderes) in den Unternehmensbilanzen auszuweisen. Obwohl IFRS 16 bereits 2016 veröffentlicht wurde, stellt die Erstanwendung Unternehmen und Investoren nun vor erhebliche Herausforderungen und sorgt für Verunsicherung.
Am täglichen Geschäft der Unternehmen, den Verträgen und Zahlungsströmen ändert sich zwar nichts. Die Neuerung hat allerdings erhebliche Auswirkungen auf die Bilanz, die Gewinn- und Verlustrechnung und den Free Cash Flow. Je nachdem, wie groß das Volumen von Operating-Lease-Verträgen (Miete) eines Unternehmens ist, kann es zu massiven Auswirkungen auf die Höhe des Verschuldungsgrads, das EBITDA sowie andere Bilanz- und Erfolgskennzahlen kommen. So zeigt eine Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC, dass sich im Median das EBITDA um 13% und die Finanzschulden um 22% erhöhen. Besonders betroffen sind Einzelhandelsunternehmen, Fluggesellschaften sowie Logistikdienstleister, die in der Regel über eine hohe Anzahl an Leasing-Verträgen verfügen.
Der neu anzuwendende Rechnungslegungsstandard kann auch zu Irritationen bei der Bewertung von Unternehmen führen, da sich die Inputparameter für die DCF-Modelle deutlich verschieben. Grundsätzlich sollte sich der Eigenkapital-Wert (Equity-Value) wenig verändern, da ein höherer Barwert der Free-Cashflows durch höhere Schulden kompensiert werden sollte. Der Unternehmenswert (Enterprise Value, EV) wird hingegen deutlich ansteigen. Auch für die Bewertung mittels Peer-Group-Vergleich bringt der neue Standard größere Herausforderungen. So sind aktuelle Kennzahlen häufig nicht mehr mit denen aus der Vergangenheit vergleichbar. Zudem muss darauf geachtet werden, welchen Rechnungslegungsstandard die jeweiligen Vergleichsunternehmen anwenden. In der Übergangsphase raten wir daher zu erhöhter Aufmerksamkeit.