Gold profitiert von Unsicherheiten
Der Goldpreis legte seit seinem Jahrestief 2018 um etwa 9% zu. Zurückzuführen ist dieser Anstieg neben der anziehenden Volatilität an den globalen Aktienmärkten auf die derzeit konjunkturellen Unwägbarkeiten. So werden infolge des weiter ungelösten Handelskonflikts zwischen den USA und China Risiken für die weltwirtschaftliche Entwicklung immer stärker wahrgenommen. Hinzu kommen politische Probleme, deren Lösungen sich langwierig und kompliziert gestalten: Neben der US-Haushaltsblockade ist hier insbesondere die gestiegene Wahrscheinlichkeit für einen ungeordneten Brexit zu nennen. So speist sich das allgemeine Unsicherheitsempfinden aus den schwankungsintensiveren Finanzmärkten, den bestehenden Risiken für die globale wirtschaftliche Entwicklung und den politischen Unstimmigkeiten. Diese Kombination lässt das Interesse der Anleger an Gold deutlich steigen. Allein die ETF-Investoren haben seit Anfang Oktober 2018 ihre Bestände um 160 Tonnen ausgeweitet – ein Plus von 7%.
Neben dem zunehmenden Absicherungsbedürfnis der Anleger profitiert Gold von den seit Herbst 2018 gesunkenen US-Zinsen. Die letzten Aussagen der Fed lassen zudem darauf schließen, dass es die Währungshüter mit weiteren Zinserhöhungen nicht sonderlich eilig haben. Für Gold als nicht-zinstragendes Investment stellen Zinsen die Opportunitätskosten dar, genauer sind es die um die Inflation bereinigten Realzinsen. Da diese ebenfalls zurückgehen, scheint es – vor dem Hintergrund der vielfältigen Risiken – für Goldanleger lohnenswert, den edelmetallischen Hedge einzugehen.
Unsere adaptierte US-Zinsprognose (keine Zinserhöhungen im Jahr 2019) lässt zudem einen wichtigen Belastungsfaktor für Gold wegfallen. Daher heben wir unsere Zwölfmonats-Gold-Prognose von zuvor 1.200 US-Dollar auf nun 1.275 US-Dollar an. Kurzfristig kann der Goldpreis unseres Erachtens sogar positiv auf über 1.300 US-Dollar „überschießen". Da wir damit rechnen, dass sich die Konfliktherde nach und nach zumindest eindämmen lassen, wird sich der Goldpreis perspektivisch auf einem etwas niedrigeren Niveau einpendeln.