Positiver Ratingausblick für 2019 – mit Ausnahme von Italien

Die führenden Ratingagenturen haben Ende Dezember die Termine für die Ratingüberprüfungen der EWU-Staaten in diesem Jahr bekanntgegeben. Die Aussichten auf eine Fortsetzung des positiven Ratingtrends stehen gut. Insgesamt sechs Staaten weisen mindestens einen positiven Ratingausblick einer Agentur auf – im Fall von Griechenland sind es sogar drei der führenden vier Agenturen. Zum Vergleich: Anfang 2018 waren es nur drei Staaten, die mit mindestens einem positiven Ausblick versehen waren. Ferner fällt auf, dass neben den Peripheriestaaten Griechenland, Spanien und Portugal, die bereits vor einem Jahr zum Kreis der Kandidaten mit Ratingheraufstufungspotenzial zählten, nunmehr noch die (Semi-) Kernstaaten Finnland, Frankreich und Österreich hinzugekommen sind.

Italien ist einmal mehr das einzige Land der Eurozone, dessen Ratingtrend nach unten zeigt. Trotz der 2018 bereits erfolgten Herabstufungen haben aktuell zwei der vier Agenturen Italien mit einem negativen Ausblick versehen. Nicht nur der negative Ratingtrend als solcher, auch die Entscheidung der Regierung in Rom, den fiskalischen Konsolidierungspfad zu verlassen, erhöht das Risiko von Herabstufungen der italienischen Bonitätsnote. Aktuell plant die Regierung in Rom ein Budgetdefizit von 2,04% des BIP in diesem Jahr, das 2020 auf 1,8% und 2021 auf 1,5% zurückgehen soll. Zwar rechnen die Ratingagenturen bereits mit höheren Defiziten, sollte der Negativsaldo aber in Richtung 3% des BIP oder darüber steigen, werden Reaktionen voraussichtlich nicht ausbleiben. Auch ein Rückgang des BIP-Wachstums könnte den Ausschlag für Herabstufungen geben.

Während im Fall Italiens die größten Risiken einer Herabstufung bestehen, ist Griechenland der erste Aspirant auf Heraufstufungen in diesem Jahr. Für Hellas spricht das durch ESM-Gelder angereicherte Liquiditätspolster, aber auch die bis dato anhaltende Sparpolitik. Risiken gehen allerdings von den Parlamentswahlen im Herbst dieses Jahres aus. Sollten sich die Parteien in einem Wettbewerb der größten Wahlgeschenke üben, droht auch der Sparwille ein vorzeitiges Ende zu finden. Fraglich ist auch, ob es Frankreich gelingen wird, Moody's und Co. von seiner Politik zu überzeugen. Die Anhebung des Ausblicks im vergangenen Jahr durch Moody's ging auf die Vielzahl an Reformansätzen zurück, die Präsident Macron in die Wege geleitet hatte. Im Hinblick auf den Protest der Gelbwesten droht das Reformtempo aber abzuebben. Mit einer verbesserten Bonitätsnote wird daher erst zu rechnen sein, wenn auch Frankreichs Neuverschuldung nachhaltig unter die 3%-Maastrichtgrenze sinkt.


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