FOMC: gedrosseltes Tempo

Die US-Notenbank hat die vierte Leitzinserhöhung in diesem Jahr vorgenommen und den Leitzinskorridor auf 2,25 bis 2,50% angehoben. Der Zinssatz für die Überschussreserven (IOER) wurde hingegen um lediglich 20 Basispunkte auf 2,40% erhöht. Eigentlich war die Leitzinserhöhung von der Mehrheit der Marktteilnehmer erwartet worden, wenngleich die impliziten Fed-Funds-Futures zuletzt nur noch eine Wahrscheinlichkeit von knapp 70% für eine höhere Fed-Funds-Rate in diesem Jahr angezeigt hatten. Das Fed-Statement, das direkt nach dem Zinsentscheid veröffentlicht wurde, zeigt zum einen eine leicht vorsichtigere Haltung der US-Notenbank bezüglich der globalen Risiken. Zum anderen spiegelt das Kommuniqué auch die veränderte Erwartung der Währungshüter wider, dass die Fed im kommenden Jahr die Leitzinsen weniger stark anheben wird als bislang erwartet. So rechnen sie für 2019 im Median nur noch mit zwei statt drei Leitzinsanhebungen. Gerade die Vorstellungen der Notenbanker über die weitere geldpolitische Ausrichtung war im Vorfeld des gestrigen Treffens einer der wichtigsten Diskussionspunkte an den Finanzmärkten. Der Fed-Chef Jerome Powell betonte diesbezüglich, dass weitere Leitzinsanhebungen von den kommenden Datenveröffentlichungen abhängig seien. Obwohl die gestrige Zinsentscheidung damit insgesamt die zuletzt vorsichtigere Tonlage der Währungshüter untermauerte, haben die US-Aktienmärkte in einer ersten Reaktion mit deutlichen Verlusten reagiert. Die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries ist im Nachgang der Fed-Entscheidung um rund sechs Basispunkte gefallen. Offensichtlich hatten etliche Marktteilnehmer damit gerechnet, dass die US-Notenbank weiteren Zinserhöhungen eine klare Absage erteilt.

Der Fed-Vorsitzende gab insbesondere drei Gründe für die etwas vorsichtigere Haltung der US-Notenbank an: Einerseits führte er die globalen Unsicherheiten an, die in den vergangenen Monaten zugenommen hätten. Gleichzeitig hätte sich das globale Wachstum abgekühlt, insbesondere falle die wirtschaftliche Dynamik in einigen wichtigen Handelsregionen geringer aus. Als letztes Argument wurde darauf hingewiesen, dass die Volatilität an den Finanzmärkten zuletzt zugenommen habe, wodurch sich auch die Finanzierungsbedingungen verschlechtert hätten. Bezüglich des letzten Punktes gab Powell jedoch ganz klar zu verstehen, dass die Fed nicht einen einzigen Indikator, zum Beispiel die Entwicklung am Aktienmarkt, im Auge habe, sondern eine Vielzahl von verschiedenen Finanzmarktindikatoren beobachte.

Zusammenfassend war die gestrige FOMC-Sitzung zwar leicht weniger aggressiv als in der jüngeren Vergangenheit. Viele Marktteilnehmer hatten aber offensichtlich schon mit der Ansage gerechnet, dass keine weiteren Leitzinserhöhungen im kommenden Jahr mehr folgen werden. Da wir mit einer insgesamt soliden wirtschaftlichen Entwicklung im ersten Halbjahr 2019 rechnen, dürfte die Fed unseres Erachtens die Leitzinsen zunächst noch anheben. Nach zwei Leitzinserhöhungen im ersten Halbjahr erwarten wir dann eine Pause im Erhöhungszyklus. Die Herausforderung für das FOMC wird nun darin bestehen, die Erwartungen so zu moderieren, dass die Marktteilnehmer das Gesamtbild der Fed verstehen, ohne in Extremszenarien zu verfallen. Dafür wird die US-Notenbank ab dem nächsten Jahr mehr Gelegenheit haben, wenn jedes Treffen von einer Pressekonferenz begleitet wird.


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