Protest der „Gelbwesten“ lässt Einkaufsmanagerindizes in Frankreich abstürzen
Die vorläufige Umfrage unter den europäischen Einkaufsmanagern deutet abermals auf eine schwächere Wirtschaftstätigkeit im Dezember im Euro-Raum hin. Der umfassende Composite-Index sank von 52,7 auf 51,3 Punkte und damit auf das niedrigste Niveau seit mehr als vier Jahren. Insgesamt signalisieren die Einkaufsmanagerindizes eine schwächere konjunkturelle Gangart im Schlussquartal 2018. Besonders in Frankreich trübte sich die Stimmung sehr deutlich ein. Aber auch in Deutschland ging es weiter nach unten.
Im Euro-Raum sind die Auftragseingänge fast ins Stocken geraten, und die Exportaufträge sanken wohl den dritten Monat in Folge. Die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen fiel so niedrig aus wie seit zwei Jahren nicht mehr, und die Geschäftserwartungen trübten sich weiter ein. Bedenken über den globalen Handel und das Wachstumsumfeld drückten die Perspektiven genauso wie die zunehmende politische Unsicherheit und die Unklarheit über den Brexit. Die Proteste der „Gelbwesten“ in Frankreich und eine anhaltend schwache Nachfrage nach Automobilen wirkten nach Angaben des britischen Unternehmens IHS Markit stark dämpfend auf die Stimmung der Einkaufsmanager.
In Deutschland hat sich die Stimmung unter den Einkaufsmanagern ebenfalls abgeschwächt. Der Composite-Index gab 0,1 Zähler nach und erreichte mit den vorläufigen Zahlen ein Niveau von 52,2 Punkten. Das ist die schwächste Notierung seit vier Jahren. Die Messzahlen für die Dienstleister und auch für die Industrie gaben beide nach, auch wenn von den Einkaufsmanagern aus der Industrie zuletzt eine leicht steigende Produktion gemeldet wurde. Dies wurde durch Rückgänge bei den Auftragseingängen und -beständen überkompensiert. Auch die Käufe von Vorleistungen fielen geringer aus. Die Geschäftserwartungen schwächten sich ebenfalls ab. Positiv bleibt lediglich zu vermerken, dass in den Umfragen aus beiden Teilbereichen von steigenden Beschäftigungsabsichten berichtet wurde.
Der anhaltende Protest der „Gelbwesten“ hat sich erheblich auf die Stimmung der Einkaufsmanager in Frankreich ausgewirkt. Der Composite-Index sackte drastisch um 4,9 Punkte ab und erreichte im Dezember 49,3 Zähler. Das ist nicht nur der niedrigste Wert seit zweieinhalb Jahren, sondern auch ein Niveau unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Indexpunkten. Die Indizes für beide Teilbereiche, Industrie und Dienstleistungen, rutschten unter die kritische Marke. Besonders deutlich fiel der Rückgang bei den Dienstleistern aus, deren Index 5,5 Punkte nachgab und nur noch bei 49,6 lag. Nach Angabe von IHS Markit berichteten die Service-Einkaufsmanager von deutlichen Beeinträchtigungen der Geschäftslage durch die Proteste. In der Industrie wurden Teile der Produktionsprobleme erneut auf den Automobilbereich zurückgeführt und weniger auf die Protestwelle. Mit den vorliegenden Umfrageergebnissen dürfte das konjunkturelle Tempo aus dem dritten Quartal von 0,4% im Schlussquartal 2018 sicher nicht zu erreichen sein.