Made in China 2025“: Zukunftsstrategie für China - eine Bedrohung für die Industrieländer?
Spätestens seit US-Präsident Donald Trump die Strafzölle auf chinesische Importe auch zur Kampfansage gegen „Made in China 2025“ erklärt hat, ist das chinesische Zukunftsprojekt in aller Munde. Ziel der Strategie ist es, Chinas Industrie grundlegend zu modernisieren und in die Lage zu versetzen, Hightech-Produkte, die das Land bislang importieren muss, selbst zu produzieren. Dies ist grundsätzlich erst einmal ein wichtiger, wenn nicht sogar ein längst überfälliger Schritt in die richtige Richtung. Denn Chinas bisheriges Wachstumsmodell – die billige Massenproduktion relativ einfacher Industriegüter - ist mit dem demografischen Wandel und dem gestiegenen Wohlstandsniveau des Landes in die Jahre gekommen.
„Made in China 2025“ ist an das Konzept der „Industrie 4.0“ angelehnt, der Digitalisierung und Vernetzung der industriellen Fertigung. Zehn ausgewählte Schlüsselindustrien in China, darunter Elektromobilität und Robotics, sollen mittels Digitalisierung bis zum Jahr 2025 zum technologischen Niveau der Industrieländer aufschließen. Bis Mitte des Jahrhunderts will China in diesen Bereichen dann die Technologieführerschaft übernommen haben. „Made in China 2025“ ist also weit mehr als nur der Plan für ein neues Wachstumsmodell der chinesischen Wirtschaft. Es ist eine Strategie, um China endgültig einen Platz im Kreis der Industriestaaten zu sichern.
International trifft das Vorgehen der Chinesen jedoch auf zunehmenden Widerstand: Insbesondere der gezielt betriebene Technologietransfer durch den Joint-Ventures-Zwang im Inland und Beteiligungen im Ausland wird äußerst kritisch gesehen, nicht zuletzt aufgrund der undurchsichtigen Rolle des chinesischen Staates. Längst ist der Eindruck entstanden, dass China nicht nur seine eigenen Interessen an die allererste Stelle rückt, sondern sich auch nicht an internationale Spielregeln hält.
Allzu rosig sind die Erfolgsaussichten von „Made in China 2025“ dagegen nicht, nur ein Teilerfolg ist realistisch. Trotz üppiger Fördergelder und der zum Teil unlauteren staatlichen Unterstützung weist die Strategie die typischen Ineffizienzen eines „Top-down“-Ansatzes auf. Als „Nadelöhr“ dürfte sich vor allem das noch niedrige Bildungsniveau der Chinesen erweisen. 2015 hatte noch nicht einmal jeder zehnte Chinese im erwerbsfähigen Alter einen Hochschulabschluss. Es wird Jahre dauern, um eine ganze Generation gut ausgebildeter, innovativer Fachkräfte hervorzubringen.
Einzelnen bereits jetzt schon fortschrittlichen Unternehmen dürfte es mit dem kräftigen Rückenwind Pekings sicherlich gelingen, bis 2025 an den Entwicklungsstand der Industrieländer anzuknüpfen und sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten. Solche „national champions“ wären dann tatsächlich eine ernsthafte Herausforderung für ihre Konkurrenten in den Industrieländern. Dass aber ganze Industriezweige binnen weniger Jahre auf das Niveau der Industrieländer aufschließen, erscheint als viel zu ambitioniertes Ziel – dafür ist der technologische Rückstand Chinas immer noch viel zu groß.