Fachkräftemangel bedroht Wachstum in Osteuropa

Aus Arbeitnehmersicht ist die Lage auf den Arbeitsmärkten in osteuropäischen Staaten derzeit so gut wie selten zuvor. Die Arbeitslosenquoten sind über die letzten Jahre in Polen, Tschechien und Ungarn stetig zurückgegangen. In Tschechien ist der Arbeitsmarkt mittlerweile regelrecht leergefegt, das Verhältnis von Arbeitslosen zur Erwerbsbevölkerung erreichte zuletzt nicht nur einen historischen Tiefstand. Mit 2,2% weist Tschechien aktuell sogar die niedrigste Arbeitslosenquote in der EU auf. Aber auch in Polen und Ungarn herrscht mit Arbeitslosenquoten von unter 4% nahezu Vollbeschäftigung.


Auf der anderen Seite bedeutet dies für Unternehmen, die in Osteuropa tätig sind, dass es für sie zunehmend schwieriger wird, geeignetes Personal zu finden. Der Fachkräftemangel macht sich breit. Viele Unternehmen beklagen diesen Umstand nicht nur bereits in Umfragen. Der rasante Anstieg der offenen Stellen in allen drei Ländern über die letzten Jahre macht deutlich, dass eine hohe Zahl von Arbeitskräften mittlerweile tatsächlich fehlt. Damit hat sich in vielen Staaten Osteuropas eine ähnliche Entwicklung wie in Deutschland eingestellt, die teils sogar schon weiter fortgeschritten ist als hierzulande.


Die Ursachen für den Personalmangel in Osteuropa sind zahlreich und entspringen sowohl der Angebots- als auch der Nachfrageseite. So hat zum einen das kräftige Wirtschaftswachstum der letzten Jahre den Bedarf an Arbeitnehmern in Polen, Tschechien und Ungarn spürbar erhöht. Zum anderen verringerten der demografische Wandel und die Abwanderung von Fachkräften ins Ausland den Bestand an Arbeitskräften.


Ohne Gegenmaßnahmen dürfte sich die Knappheit an geeigneten Mitarbeitern noch verschärfen. Auf Dauer droht dies den wirtschaftlichen Aufholprozess Osteuropas zu bremsen. Insbesondere könnten Investitionen unterbleiben und damit das Potenzialwachstum geschwächt werden. Notwendige Maßnahmen werden von den teils populistischen Regierungen in den osteuropäischen Staaten aber nicht angegangen. Im Gegenteil: Mitunter verschärfen sie die Probleme noch.


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