Trotz G20-Gipfel: Gegenwind für Aktien nimmt zu
Den Ergebnissen des G20-Gipfels zum Trotz: Beim volkswirtschaftlichen Wachstum zeigen sich Bremsspuren. Einige Zeit waren die Probleme auf die aufstrebenden Länder begrenzt. Nun zeigt sich auch in einigen Industrieländern, dass der Wachstumszenit überschritten wurde. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China, Schwächen in Brasilien, Argentinien und der Türkei, dazu die Unsicherheiten rund um den Brexit und der Haushaltsstreit zwischen Italien und der EU: Für die zyklischen DAX-Unternehmen haben diese Faktoren im zweiten Halbjahr zu zahlreichen Gewinnwarnungen geführt. Ergänzt wurde diese belastende Situation durch strukturelle Herausforderungen in der deutschen Automobilindustrie sowie durch Probleme bei einzelnen Unternehmen, zum Beispiel bei der Deutschen Bank oder Thyssen Krupp. Zwar läuft das Binnengeschäft in Deutschland dank hoher Kauffreude der Bürger und der Staatsausgaben gut. Aber die Belastungen im Außenhandel spiegeln sich wegen der hohen Exportquote von über 70% im DAX wider. Nach Beendigung der Berichtssaison der Zahlen für das dritte Quartal zeigt sich, dass im laufenden Jahr die DAX-Gewinne bisher um 6% geschrumpft sind. Es ist mit Blick auf die Frühindikatoren wahrscheinlich, dass der Geschäftsverlauf im Schlussquartal nicht besser geworden ist, so dass der DAX 2018 zu Recht (und zum ersten Mal seit 2011) mit einem deutlichen Kursminus abschließen dürfte.
Kann 2019 wieder besser werden? Das Sentiment am Aktienmarkt ist derzeit übertrieben negativ. Wir gehen auch davon aus, dass sich die Intensität, mit der einzelne DAX-Gesellschaften in diesem Jahr zu kämpfen hatten, nicht wiederholen wird. Eine kurzfristige Basiserholung erscheint realistisch. Allerdings dürften sich die meisten der genannten politischen Probleme nicht ad hoc lösen lassen, so dass die DAX-Konzerne auch 2019 in einem herausfordernden Umfeld agieren müssen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Zinsen in den USA gestiegen sind und damit hoch verschuldete Unternehmen zunehmend in Schwierigkeiten kommen könnten. Dies war in diesem Jahr unter anderem bei General Electric zu sehen. Dort wurden nach einer Rating-Abstufung die bis dato verdeckten Probleme offengelegt. Ein Ende des Aktienaufschwungs steht noch nicht bevor, weil die Wirtschaftsleistung der großen Länder steigen sollte. Aber die Gewinne der DAX-Unternehmen dürften im kommenden Jahr stagnieren oder nur leicht anziehen. Für den deutschen Leitindex erwarten wir per Jahresende 2019 einen Anstieg auf 12.000 Punkte (zuvor 13.300). Die Bewertung bleibt in unserem Szenario niedrig, weil die Fantasie für steigende Unternehmensgewinne fehlt.