Rubel bewahrt im Ukraine-Russland-Konflikt die Nerven

Das Jahr 2018 neigt sich allmählich dem Ende zu, Zeit auch für den Rubel, Bilanz zu ziehen. Diese dürfte für die russische Landeswährung durchwachsen ausfallen, musste sie doch im Jahresverlauf sowohl gegenüber dem Euro als auch dem US-Dollar zeitweise spürbar Federn lassen. Einige Klippen gab es zu umschiffen – unter anderem die Schwellenländerkrise sowie den restriktiveren geldpolitischen Kurs der Fed. Doch in den vergangenen Monaten brachten primär die von den USA verhängten Sanktionen gegenüber Russland die dortige Landeswährung in die Defensive. Die erste Runde erfolgte Anfang April als Antwort auf die mutmaßliche russische Einmischung in den US-Präsidentschaftswahlkampf. Weitere Strafmaßnahmen folgten im August/September in Reaktion der USA auf die vermutete russische Beteiligung an dem Giftgasanschlag auf den Ex-Agenten Skripal und dessen Tochter sowie auf generell „bösartige Aktivitäten“ Russlands. Überraschenderweise konnte der steigende Ölpreis, traditionell ein Unterstützungsfaktor für die russische Landeswährung, in diesen Zeiten keinen nennenswerten Support bieten.

Vielmehr verlor der Rubel in beiden Fällen zeitweise sowohl gegenüber dem Euro als auch dem Greenback rund 10% an Wert. Nachhaltige Verluste verbuchte er aber nicht. Dass sich der Rubel nicht so leicht verunsichern lässt, wird auch dieser Tage mit der erneuten Eskalation des Ukraine-Russland-Konflikts deutlich. Nach dem Bekanntwerden des Zwischenfalls in der Meerenge von Kertsch und der darauffolgenden Verhängung des Kriegsrechts in der Ukraine verlor die russische Landeswährung zwar in einer ersten Reaktion gegenüber dem Euro und dem Dollar rund 2% an Wert. Diese Abwärtsbewegung scheint jedoch – angesichts der mit dieser Eskalation einhergehenden Gefahr – verschwindend gering, zumal die jüngsten geopolitischen Entwicklungen nicht nur einer baldigen Lockerung der bereits bestehenden Sanktionen gegenüber Russland entgegenstehen sollten. Vielmehr dürften im Fall einer weiteren Verschärfung der Krim-Krise sogar weitere Sanktionen nicht nur seitens der USA, sondern des gesamten Westens nicht verwundern.
Dass der Rubel sowohl die US-Sanktionen vom Frühjahr und Herbst dieses Jahres letztendlich mit überschaubaren Kursverlusten überstanden hat und ihn auch die momentan besorgniserregenden Entwicklungen in der Krim-Krise nicht stärker verunsichern, dürfte er maßgeblich dem geldpolitischen Handeln seiner Währungshüter zu verdanken haben. So genießen diese doch marktseitig ein hohes Vertrauen und haben im Jahresverlauf bereits mehrfach deutlich gemacht, dass sie im Fall der Fälle bereit sind, die zur Stabilisierung des Rubel geldpolitisch notwenigen Schritte ohne großes Wenn und Aber einzuleiten. So beendete die russische Notenbank (CBR) zum Beispiel im April, als die erste Welle der US-Sanktionen den Rubel spürbar verunsicherte, den ihr so wichtigen Prozess der geldpolitischen Normalisierung und verzichtete fortan auf weitere Leitzinssenkungen. Im September, als der Gegenwind für den Rubel erneut massiv zugenommen hatte, überraschte sie den Markt mit einer Leitzinsanhebung um 25 Basispunkte sowie mit einer „hawkishen“ Tonspur, welche bei Bedarf weitere Straffungen der geldpolitischen Zügel nicht ausgeschlossen hat.

Unserer Einschätzung zufolge dürfte der Rubel weiterhin auf seine Währungshüter zählen können. Was die nächste Zinssitzung der CBR am 14. Dezember betrifft, rechnet der Markt derzeit zwar mit einem unveränderten Leitzinsniveau von 7,50%. Sollte der Ukraine-Russland-Konflikt jedoch weiter an Schärfe gewinnen und den Rubel spürbar verunsichern, dürfte die CBR unserer Ansicht nach wieder tätig werden und die Leitzinsen ungeachtet ihres Wunsches nach geldpolitischer Normalisierung sowie des verhaltenen russischen Wachstums weiter anheben. Den Rubel sollte sie damit letztendlich erneut vor dem Schlimmsten bewahren.


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