Konjunktur ruckelt – Kreditmärkte laufen rund
Die Auswirkungen des Handelsstreits zwischen den Vereinigten Staaten und China sowie weitere Konjunkturbelastungen wie etwa der bevorstehende Brexit haben nun auch Deutschland erreicht. Die zuletzt so erfolgsverwöhnte deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal um 0,2 Prozent gegenüber dem Frühjahrsquartal geschrumpft, nachdem sie im Vorquartal noch um 0,5 Prozent zulegen konnte. Dies war der erste Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts seit dem Winterquartal des Jahres 2015.
Trotzdem wachsen die Kreditmärkte weiter kräftig. Mit 6,3 Prozent fiel der Anstieg der Unternehmenskredite in Deutschland zuletzt so hoch wie seit 2008 nicht mehr aus. Und auch die privaten Wohnungsbaukredite konnten ihr Wachstumstempo auf 4,8 Prozent beschleunigen. Im Euroraum zählen Frankreich und Deutschland zu den Wachstumslokomotiven. Die Kreditvolumina in Italien wuchsen nur unterdurchschnittlich und die in Spanien gar schwach. Dafür konnten weitere Fortschritte beim Abbau "fauler Kredite" verzeichnet werden, auch wenn die Quote in Italien mit 8,2 Prozent immer noch viel zu hoch ist.
Trotz hoher Nachfrage und kräftig wachsender Bestände sind die Märkte für Unternehmenskredite und private Wohnungsbaukredite in Deutschland weiterhin durch intensive Konkurrenz gekennzeichnet. Antriebskräfte für den Wettbewerb, der hauptsächlich über die Konditionen ausgetragen wird, sind das anhaltende Niedrigzinsumfeld und die Digitalisierung. Zu den Folgen zählt ein hoher Druck auf die Margen, der die Institute zu Kostensenkungen zwingt. Dabei steht vor allem der Abbau von Überkapazitäten im Filialnetz und Back Office im Vordergrund.