Warum ist Industrie 4.0 so wichtig für Deutschland?
Industrie 4.0 bezeichnet den Eintritt in die vierte Stufe der industriellen Revolution. Diese Stufe ermöglicht eine höhere Flexibilität der Produktion durch die Vernetzung der gesamten Wertschöpfungskette. Die Digitalisierung, die sich in den vergangenen zehn Jahren relativ schnell in unser Alltagsleben eingeschlichen hat, soll damit auch umfassenden Einzug in die gewerblichen Bereiche Deutschlands halten und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie auf lange Sicht erhalten.
Der deutschen Industrie fehlt es im internationalen Vergleich aktuell nicht an Wettbewerbsfähigkeit. Die Unternehmen haben sich bereits seit einiger Zeit von der billigen, in Deutschlands nicht konkurrenzfähigen Massenfertigung verabschiedet und diese in kostengünstigere Schwellenländer verlagert. Unter anderem sorgten die Agenda 2010 und die Lohnmoderation der Tarifparteien in den 2000er Jahren zumindest bis zum Ende der Finanzmarktkrise für stabile Lohnstückkosten in Deutschland, während sie in anderen westlichen Industrienationen und in China deutlich anstiegen. Zuletzt haben die Lohnstückkosten zwar auch in Deutschland wieder zugelegt, jedoch nur analog zu den meisten anderen Industrienationen.
In Deutschland waren im vergangenen Jahr fast 20 Prozent der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe angestellt, in Großbritannien und den USA jeweils weniger als 10 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei der Bedeutung der Wertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes für die Gesamtwirtschaft. Verglichen mit anderen westlichen Volkswirtschaften hat die deutsche Wirtschaft die Transformation von der Industriegesellschaft hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft langsamer vollzogen. Das macht eine Zukunftsstrategie wie die Industrie 4.0 hierzulande umso wichtiger für das zukünftige Wachstumspotential der deutschen Wirtschaft.
Für eine langfristig weiterhin positive Wirtschaftsentwicklung ist eine digitalisierte und vernetzte Industrie 4.0 notwendig, die es auch zukünftig mit aufstrebenden Hightech-Konkurrenten wie Südkorea und China aufnehmen kann. Mit einer möglichst schnellen Einführung der Industrie 4.0 könnte Deutschland wettbewerbsfähig bleiben, bis in die ferne Zukunft hinein. Gleichzeitig würde ein solcher Schritt die Unternehmen aber auch zu möglichst frühen und umfangreichen Investitionen in die Digitalisierung zwingen. Dabei ist zum heutigen Zeitpunkt noch gar nicht bekannt, wie schnell sich diese Investitionen amortisieren werden. Daher zögern derzeit auch noch viele, vor allem kleinere Betriebe.
Angesichts der hohen Bedeutung der Industrie 4.0 für die gesamte deutsche Wirtschaft muss zudem auch der Staat mit gutem Beispiel voranschreiten und endlich seine Hausaufgaben hinsichtlich einer modernen Infrastruktur machen: Beispielhaft sei hier nur die Notwendigkeit eines überall verfügbaren Hochgeschwindigkeitsnetzes genannt. Dies ist immerhin unbestritten eine der Voraussetzungen für eine deutschlandweite Einführung der Industrie 4.0.