Wachsender Margendruck im deutschen Bankensektor
Im Rahmen des Bank Lending Survey der EZB berichten deutsche Banken seit Jahren über immer neue Verengungen der Margen im Geschäft mit Unternehmenskrediten und mit privaten Wohnungsbaukrediten. In beiden Geschäftsfeldern dominiert der intensive Wettbewerb als Begründung für die unbefriedigende Margenentwicklung.
Zu den Antriebskräften der Verschärfung des Wettbewerbs im Bankensektor zählen technischer Fortschritt in Form der Digitalisierung sowie extrem niedrige Zinsen. Die wachsende Konkurrenz macht sich vor allem im Firmenkundengeschäft und im Bereich Kontoführung/Zahlungsverkehr bemerkbar, weniger im Einlagengeschäft. Weil im Bankgeschäft nur sehr eingeschränkt Produktdifferenzierungen möglich sind, wird der Wettbewerb hauptsächlich über die Konditionen ausgetragen. Das erhöht den Druck auf die Margen.
Für die Anbieter besteht ein Anreiz, engen Margen durch eine Steigerung des Geschäftsvolumens entgegenzuwirken. Bei einem gleichzeitig begrenzten Wachstumspotenzial des Gesamtmarktes verstärkt sich so das Ringen um Marktanteile. Während sich die Anbietergewichte im Einlagengeschäft zuletzt stabilisiert haben, verschieben sich die Größenordnungen im Kreditgeschäft weiterhin zugunsten von Kreditgenossenschaften, Regionalbanken und Sparkassen. In jüngerer Vergangenheit konnten auch die Zweigstellen ausländischer Banken der Konkurrenz Marktanteile im Firmenkundenkreditgeschäft abringen.
Selbst wenn die Zinsen wieder signifikant steigen sollten, kann noch keine Entlastung erwartet werden. Im Gegenteil: Steigende Zinsen schlagen sich schnell in erhöhten Refinanzierungskosten der vorwiegend kurzfristigen Einlagen nieder. Dagegen steigen die Zinserträge aus dem eher langfristigen Kreditgeschäft nur ganz allmählich. Der Druck auf die Margen im kommerziellen Bankgeschäft dürfte sich damit erst einmal erhöhen. Höhere Zinsen sollten zudem den Wettbewerb zwischen Direktbanken und traditionellen Filialbanken wieder neu anfachen – vor allem im Einlagengeschäft. Eine entlastende Wirkung steigender Zinsen ist allenfalls langfristig zu erwarten.