US-Arbeitsmarkt: Kräftiges Stellenplus bei leicht anziehender Lohndynamik
Einen besseren Bericht zur Lage am Arbeitsmarkt können sich Donald Trump und die republikanische Partei so wenige Tage vor den Kongresswahlen kaum wünschen. Die Zahl der Beschäftigten ist allein im Oktober um eine Viertel Million gestiegen. Für den bisherigen Jahresverlauf ergibt sich dadurch ein stattlicher Zuwachs von mehr als 2,1 Millionen Beschäftigten. Trotz eines sichtbaren Zustroms beim Arbeitskräfteangebot wurde bei der historisch niedrigen Arbeitslosenquote kein Anstieg verzeichnet, diese notierte unverändert nur bei 3,7 Prozent.
Die Liste der guten Nachrichten ist aber damit noch nicht zu Ende. Denn auch die Industriebeschäftigung konnte erneut von der rund laufenden Konjunktur profitieren. Sie setzte nicht nur ihren Aufwärtstrend fort, sondern verzeichnete mit einem Anstieg um 67.000 Personen die stärkste Steigerung seit acht Monaten. Diese Zahlen dürften vom US-Präsidenten und seinen Anhängern als Beleg für die Umsetzung eines seiner wichtigsten Wahlversprechen gewertet werden. So hatte er 2016 seinen Wählern doch zugesichert, dass er „die US-Industrie wieder stark machen wird”.
Der Lohnanstieg von 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zieht aber ebenfalls beim jüngsten Bericht die Aufmerksamkeit auf sich. Denn dies ist der stärkste Anstieg seit April 2009. In Anbetracht der Tatsache, dass 2018 in den Vereinigten Staaten immerhin das achte Jahr mit steigender Beschäftigung ist, ist die Oktober-Rate keine allzu große Überraschung. Hinter der bereits seit längerem historisch niedrigen Arbeitslosigkeit verbirgt sich doch bereits in einigen Branchen eine echte Knappheit an qualifizierten Fachkräften.
Vor allem der Tiefe der letzten Rezession ist es geschuldet, dass bisher der Lohnanstieg hinter der Dynamik in früheren Aufschwungsphasen zurückbleibt. Betrachtet man den Lohnanstieg gegenüber dem Vormonat zeigt sich allerdings nur einer Steigerung um 0,2 Prozent, also keine sprunghafte, sondern unverändert eine moderate Entwicklung. Dennoch, es hat sich ein stetiger Aufwärtstrend etabliert, der sich bei weiterem Voranschreiten abrupt beschleunigen könnte. Besonders aus diesem Grund wird die US-Notenbank ihren Straffungskurs weiter fortsetzen. So gilt es doch, dem „in Gang kommen“ einer Lohn-Preis-Spirale vorzubeugen.
Letztendlich erwarten wir, dass der Lohndruck auch in den kommenden Monaten weiter zunehmen wird. Das insgesamt gute Wirtschaftsklima spricht für anhaltenden Beschäftigungsaufbau, so dass die Arbeitslosenquote weiter gen Süden streben dürfte. Allerdings begrenzt die Automatisierung und die Digitalisierung nicht nur im produzierenden Gewerbe, sondern auch bei den Beschäftigten in den Dienstleistungsbetrieben die Lohnforderungen.