Wechselkurse sind ein gutes Regulativ für unbedachte Politik

In den vergangenen Jahren hat sich die politische Landschaft verändert. Nationalistische und rechtspopulistische Kräfte haben enorm an Bedeutung gewonnen. Dies gilt sowohl für Deutschland und Europa als auch für Länder wie die USA, die Philippinen und Brasilien, wo mit Jair Bolsonaro am vergangenen Wochenende ein Mann mit klarer Mehrheit zum Präsidenten gewählt wurde, der die frühere Militärdiktatur verherrlicht und Folter als legitimes Mittel der Polizeiarbeit ansieht.

Devisenmärkte sind zwar für ihre Fähigkeit bekannt, sich an jegliche vorherrschenden Rahmenbedingungen anzupassen. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine zunehmende politische Bedeutung nationalistischer Kräfte unter Umständen nennenswerten Abwertungsdruck auf eine zugehörige Währung ausüben kann. Vier Kanäle lassen sich hierbei identifizieren: 1) der Siegeszug der Vertreter dieser Gruppierungen zieht eine erhöhte Unsicherheit über die politische Zukunft eines Landes nach sich; 2) ein Strukturbruch (Brexit) führt zeitnah zu einer Eintrübung wirtschaftlicher Perspektiven; 3) die Finanzierung teurer, populistischer Wahlversprechen (Italien) stellt den künftigen Marktzugang des Staates infrage; 4) die Unabhängigkeit der Zentralbank ist in Gefahr (Türkei).

Sofern keiner dieser vier Kanäle tangiert wird, sind Devisenmärkte indes bereit, eine zunehmende Bedeutung rechtspopulistischer Kräfte in einem Währungsraum mit beeindruckender Gelassenheit hinzunehmen. Allein umfangreiches Getöse, Intoleranz, dreistes Auftreten oder gar eine spürbare Aufweichung der Gewaltenteilung sowie eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit genügen demnach nicht, um einer Währung nachhaltig zuzusetzen. Vielmehr können diese sogar profitieren, sofern mit den Staatslenkern, wie im Falle Trumps oder Bolsonaros, ein wirtschaftsfreundlicher politischer Kurs verbunden wird.

Ein Ende dürfte die Toleranz der Währungen insbesondere dann finden, wenn berechtigte Zweifel an der Unabhängigkeit der Geldpolitik aufkommen. Dabei ist fraglich, inwieweit rechtspopulistische Kräfte bereit sind, eine bedeutende unabhängige Instanz, die sich an Zielen wie nachhaltigem Wachstum und Preisniveaustabilität orientiert, auf Dauer neben sich zu akzeptieren. Dies gilt vor allem für den Fall, dass die geldpolitischen Vorgaben den Zielen der politisch Verantwortlichen zuwiderlaufen.


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