US-Amerikanische Staatsanleihen: Steigendes Angebot und bisher kein Käuferstreik
Ende 2017 wurde eine Steuerreform in den USA verabschiedet, die eine Steuersenkung für Privatpersonen und Unternehmen vorsah. Dementsprechend sind die US-Steuereinnahmen im Haushaltsjahr 2017/2018 zurückgegangen. Gleichzeitig blieben die Staatsausgaben hoch. Das Haushaltsdefizit hat sich daher ausgeweitet und beläuft sich nach den ersten neun Monaten des Fiskaljahrs auf 607 Mrd. US-Dollar; im Fiskaljahr 2016/2017 lag es zum selben Zeitpunkt bei 521 Mrd. bzw. im Fiskaljahr davor bei 417 Mrd. US-Dollar. Der Haushaltsfehlbetrag hat sich von 3,6% im Kalenderjahr 2017 auf rund 4,5% im Jahr 2018 erhöht. Ein steigendes Budgetdefizit, was gleichzeitig mehr Verkäufe amerikanischer Staatsanleihen bedeutet, wäre ein Faktor, der die US-Anleiherenditen in die Höhe treiben kann. In Folge dessen dürfte die Nachfrage nach US-Bonds sinken, da die Furcht der Anleger vor einem übermäßigen Schuldenniveau in den USA die Oberhand gewinnen könnte. Seit etwa einem Jahr steigt das Emissionsvolumen von US-Staatsanleihen (festverzinsliche Papiere) über alle Laufzeiten hinweg an. Insbesondere in zweijährigen Laufzeit sind die monatlichen Platzierungen in die Höhe geschnellt.
Mehrere Faktoren können theoretisch dazu führen, dass das Kaufinteresse bei US-Staatsanleihen-Auktionen geringer ausfällt. Dazu gehören z.B. steigende Haushaltsdefizite, aufgrund derer das Angebot an US-Staatsanleihen zunimmt, moderate Renditesteigerungen an konkurrierenden Märkten (z.B. bei Bundesanleihen) oder höhere politische Risiken aufgrund der derzeitigen Regierung. Nicht zuletzt könnte China im Zuge des aktuellen Handelskonflikts seine US-Staatsanleihen-Käufe zurückfahren (wenngleich dafür in diesem Jahr bisher noch keine Anzeichen zu erkennen sind). Manche Beobachter befürchteten, das Kaufinteresse an US-Staatsanleihen könne erkalten und die Renditen der Papiere nach oben treiben, weil das Finanzministerium sie zur Defizitfinanzierung unbedingt an den Markt bringen muss.
Die derzeitige Stärke der US-Wirtschaft und eine restriktivere Geldpolitik der amerikanischen Zentralbank haben die Renditen von US-Staatsanleihen seit einiger Zeit in die Höhe getrieben – aber Investoren habe sich davon bisher nicht abschrecken lassen. Ein Blick auf verschiedene Kennzahlen – z.B. das Verhältnis zwischen abgegebene Gebote und Zuteilung, und das Kaufinteresse direkter und indirekter Bieter sowie der Primärmarkthändler – zeigt jedoch, dass das US-Finanzministerium derzeit weiterhin genügend Käufer für seine Papiere zu finden scheint und sich zu einem nicht allzu hohen Zinsniveau finanzieren kann.