Einkaufsmanagerindizes im Euro-Raum: Stimmung in der Industrie dämpft die Wachstumsaussichten
Während im September die Dienstleister im Euro-Raum in vergleichsweise guter Stimmung sind, verdunkelt sich die Lage in der Industrie. Schwache Produktionszahlen und so gut wie keine Zuwächse der Exportbestellungen mehr, das sind keine guten Vorgaben. Im Durchschnitt des dritten Quartals liegen die Umfragewerte so niedrig wie seit Ende 2016 nicht mehr. Auf Basis der Einkaufsmanagerbefragung dürfte das Wirtschaftswachstum im Euro-Raum kaum das Ergebnis des zweiten Quartals erreichen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt man auch bei der Betrachtung der Befragung der EU-Kommission zum Wirtschaftsvertrauen.
Der zusammengefasste Composite-Index für den Euro-Raum ging im September gemäß den vorläufigen Zahlen von 54,5 auf 54,2 Indexpunkte zurück. Dahinter steht eine leicht verbesserte Einschätzung bei den Dienstleistern, während das Sentiment in der Industrie kräftig zurückging. Nach Angaben der befragten Einkaufsmanager trugen ein kaum mehr steigender Auftragseingang, und dabei vor allem eine Stagnation der Exportbestellungen dazu bei. Auch die Bestände an nicht-bearbeiteten Aufträgen gaben zum ersten Mal seit April 2015 nach. Auf nationaler Ebene fiel die Befragung in Deutschland etwas besser aus als in Frankreich. Im restlichen Währungsgebiet konnte sich die Stimmungslage nach Angaben von IHS Markit nur leicht von 22-Monats-Tief des Vormonats erholen.
Die Stimmung der deutschen Einkaufsmanager fiel im August gemischt aus. Ein kräftiges Plus bei den Dienstleistern glich dabei eine deutlich skeptischere Einschätzung in der Industrie nicht vollständig aus. Der Composite-Index gab 0,3 Zähler im Vergleich zum Vormonat ab und notierte bei 55,3 Punkten. In der Industrie legten nach Angaben der Einkaufsmanager die Auftragseingänge kaum noch zu, die Produktion stieg nur noch mit der niedrigsten Rate seit April 2016. Die befragten Dienstleister berichten dagegen von einem kräftigen Neugeschäft und zunehmenden Beschäftigungsabsichten. Angesichts der hohen geopolitischen Unsicherheiten trübt sich die Stimmungslage in der deutschen Industrie weiter ein. Die nun vorliegenden Ergebnisse der Einkaufsmanagerbefragung lassen kaum mit einer Beschleunigung des Wirtschaftswachstums in Deutschland im dritten Quartal rechnen.
In Frankreich hat die Stimmung in der Privatwirtschaft spürbar nachgegeben. Der umfassende Composite-Einkaufsmanager-Index notierte im September bei 53,6 Zählern und damit 1,3 Indexpunkte unter dem Vormonatswert. Das ist das niedrigste Niveau seit 21 Monaten. Während bei den Dienstleistern das Neugeschäft mit der geringsten Rate seit fast zwei Jahren zulegte, vermeldeten die Einkaufsmanager aus der Industrie nur einen schwachen Zuwachs bei der Produktion. Dies lag wohl mehrheitlich an der Nachfrage aus dem Automobilbereich. Zudem sanken die Neuaufträge für den Export. Trotzdem hellten sich die Geschäftserwartungen auf, auch die Beschäftigungsabsichten blieben robust. Für das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal ist der Rückgang des Composite-Index kein gutes Vorzeichen. Im Quartalsdurchschnitt gab der Index das dritte Mal in Folge nach. Nach einer Erholung des Wachstums nach dem durch den Eisenbahnerstreik belasteten schwachen Vorquartalen sieht es nach Maßgabe der Einkaufsmanagerindizes derzeit nicht aus.
