Die Zollspirale dreht sich weiter

US-Präsident Trump zieht im Handelskrieg mit China die Daumenschrauben weiter an. Ab Montag, den 24. September sollen weitere Sonderzölle auf Importe aus China mit einem Warenwert von 200 Mrd. US-Dollar in Kraft treten. Das gab das US-Handelsministerium gestern Abend bekannt. Der Zollsatz soll zunächst bei 10 Prozent liegen und damit niedriger als für die ersten beiden Tranchen der amerikanischen Strafmaßnahmen. Bisher gelten Extrazölle in Höhe von 25 Prozent auf Einfuhren aus China mit einem Warenwert von 50 Mrd. US-Dollar. Die US-Administration hat aber jetzt schon angekündigt, die nun verhängten Strafzölle zu Beginn des kommenden Jahres auf 25 Prozent anzuheben.

Damit ist nun bald knapp die Hälfte der chinesischen Exporte in die Vereinigten Staaten von Sonderzöllen betroffen. Dies stellt zwar eine Belastung für die chinesische Wirtschaft dar, dies wird aber durch die deutliche Yuan-Abwertung von 8 Prozent in den letzten drei Monaten den Effekt so gut wie kompensiert. Hinzu kommt, dass – anders als bei den ersten beiden Strafzollrunden – nun in einem weitaus stärkeren Umfang Konsumgüter, wie Nahrungsmittel, Kleidung und Einrichtungsgegenstände verzollt werden. Es ist fraglich, wie schnell die US-Verbraucher ihre Konsumgewohnheiten ändern werden und ob es tatsächlich zu einem spürbaren Rückgang der chinesischen Exporte in die USA kommt. Kritischer könnte es dagegen werden, wenn die nun verhängten Zölle auf 25 Prozent erhöht werden. Dann könnten die Wachstumsbelastungen für China deutlich höher ausfallen.

Peking hat auf die beiden ersten Strafzollrunden im Juli und August umgehend mit Retorsionsmaßnahmen in gleicher Höhe reagiert. Wie die Vergeltungsmaßnahmen nun aussehen werden, ist dagegen fraglich. Denn China bezieht aus den USA nur Waren in Höhe von 130 Mrd. USD (2017), so dass überhaupt nicht genügend Spielraum dafür besteht, Washington die Handelshürden mit gleicher Münze heimzuzahlen. Im vergangenen Monat hatte die chinesische Regierung angekündigt, auf den nun erfolgten Schritt mit Strafzöllen in Höhe von 60 Mrd. US-Dollar zu antworten. Bislang hört man aus Peking darüber aber noch nichts.

Trumps Handeln dürfte stark von den bevorstehenden Kongresswahlen Anfang November beeinflusst sein. Mit der harten Haltung gegen China will er einmal mehr seiner „America first“-Strategie gerecht werden und seine angestammten Wähler bedienen. Es bleibt aber abzuwarten, ob Washington nach den Wahlen tatsächlich die Zollsätze weiter auf 25 Prozent erhöht oder sogar weitere Importe aus China mit Strafzöllen belastet.

Die USA setzt ihre Handelspolitik konsequent fort und ignoriert dabei alle üblichen Spielregeln. Spürbare Effekte für die US-Wirtschaft oder die Weltwirtschaft erwarten wir zwar nicht. Zu einem Rückgang der Verunsicherung, die besonders in Europa auf der Stimmung lastet, wird es angesichts dieser Entwicklung allerdings auch nicht kommen.


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