Fed-Zinserhöhung im September - Powell ignoriert Trump-Kritik
Das gestern Abend europäischer Zeit veröffentlichte Protokoll der jüngsten Sitzung des geldpolitischen Rates der US-Notenbank („Minutes“) bestätigt im Gros die Meinung der Finanzmarktteilnehmer, dass die Fed auf Zinserhöhungskurs bleibt. So gaben die FOMC-Mitglieder zu Protokoll, dass ein weiterer Zinsschritt angebracht sei, wenn die wirtschaftlichen Daten den Einschätzungen der Währungshüter entsprechen. Außerdem gab es in den Minutes Anhaltspunkte, dass die Fed vor dem Hintergrund der soliden wirtschaftlichen Entwicklung, eines starken Arbeitsmarktes sowie der Erreichung des Inflationsziels auch mittelfristig und damit über den September-Horizont hinaus an ihren graduellen Leitzinserhöhungen festhalten wird. Nicht zuletzt haben die Fed-Oberen in Aussicht gestellt, dass sie die Beschreibung der geldpolitischen Ausrichtung ändern wollen. Mit weiteren Zinsanhebungen sei es schon bald nicht mehr angebracht, die Geldpolitik als akkommodierend zu bezeichnen.
Die Fed-Funds-Futures implizieren mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90%, dass der Leitzinskorridor im September um 25 Basispunkte auf dann 2,0% bis 2,25% angehoben wird. Die Finanzmarktteilnehmer sind bezüglich weiterer Leitzinserhöhungen jedoch deutlich skeptischer als die Fed. Dies mag mit den geopolitischen Risiken zusammenhängen. Auch im FOMC-Rat wurde laut Minutes intensiv über die Ab- sowie Aufwärtsrisiken für die konjunkturelle Entwicklung diskutiert. Nahezu alle Teilnehmer sehen insbesondere im anhaltenden Handelsstreit das größte Risiko.
Da viele Fundamentaldaten derzeit ein positives Bild der US-Wirtschaft zeichnen und die Inflationsraten in der Nähe des Fed-Zielwertes liegen, halten wir an unserer Meinung von zwei weiteren Leitzinsanhebungen in diesem Jahr fest. Daran ändert die von US-Präsident Trump vorgebrachte Kritik wenig, die Fed gefährde mit weiteren Zinserhöhungen seinen Konjunkturaufschwung. Zweifelsohne erhöht dies eher den Druck auf den Fed-Oberen Powell. So weiß er sehr wohl, dass der Glaubwürdigkeitsschaden für die US-Notenbank immens wäre, sollten die Märkte ihn als Handlanger des US-Präsidenten wahrnehmen. Daher ist auch davon auszugehen, dass Powell bei seiner Rede in Jackson Hole am Freitag die weitere Normalisierung der Geldpolitik in Aussicht stellen und die Kritik von Trump ignorieren wird.