Japan überrascht mit hohem Wachstum im zweiten Quartal 2018

Die japanische Wirtschaft hat im zweiten Quartal für eine außerordentlich positive Überraschung gesorgt: Ihre Wirtschaftsleistung stieg ersten vorläufigen Schätzungen zufolge saisonbereinigt um 0,5 Prozent zum Vorquartal. Ein solches Wachstum war nach dem negativen Ergebnis von -0,2 Prozent für das erste Quartal und nach den insgesamt eher mäßigen Konjunktur- und Stimmungsindikatoren in den Frühjahrsmonaten überhaupt nicht erwartet worden.

Getragen wurde die positive Entwicklung im zweiten Quartal maßgeblich von einem kräftigen Umschwung bei den privaten Konsumausgaben. Diese lagen um 0,7 Prozent über ihrem Wert vom Vorquartal und markierten damit ihren höchsten Anstieg seit einem Jahr. Die privaten Investitionsausgaben ohne den Wohnungsbau waren ebenfalls mit ihrem Plus von 1,3 Prozent (Q/Q) maßgeblich am jüngsten Wachstumsschub beteiligt. Der Wohnungsbau selbst fiel allerdings mit -2,7 Prozent weiter zurück, nachdem er bereits in den drei Vorquartalen deutlich negative Raten verzeichnet hatte. Vom Staat kamen im Frühjahrsquartal nur moderate Impulse: Der Staatsverbrauch kam nur auf ein Plus von 0,2 Prozent, zugleich verzeichneten die öffentlichen Investitionen mit -0,1 Prozent ihren vierten Quartalsrückgang in Folge. Der Außenbeitrag war leicht negativ: Während die Exporte (Güter und Dienstleistungen) mit +0,2 Prozent ihr Wachstumstempo vom Vorquartal mehr als halbierten, legten die Importe gleich um +1,0 Prozent zu. Im Ergebnis belasteten die Nettoexporte damit das Wirtschaftswachstum um 0,1 Prozentpunkte.

Für das zweite Halbjahr bleiben wir auch nach diesen per Saldo sehr positiven Zahlen für Japans Wachstum insgesamt eher skeptisch. Es ist unseres Erachtens zweifelhaft, dass die japanische Wirtschaft ihr jüngstes Wachstumstempo wird halten können, zumal der Index des Verbrauchervertrauens im Juli bereits seinen dritten Rückgang in Folge verzeichnen musste und die Auftragseingänge bei den Industrieunternehmen zuletzt ebenfalls rückläufig waren. Dass der Staat sich mit seinen Investitionen derzeit zurückhält, ist für die Konjunktur auch keine Hilfe. Es bleibt zudem abzuwarten, wie sich Japans Exportwirtschaft im derzeit deutlich verschlechterten globalen Umfeld, das durch immer neue Handelssanktionen seitens der USA beeinträchtigt wird, schlagen kann. Von dieser Seite her bestehen auch für Japan erhebliche wirtschaftliche Risiken.


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