Es bleibt dabei: Hohe Netto-Zinseinbußen der privaten Haushalte in Deutschland
In ihrem Wirtschaftsbericht vom August berechnet die Europäische Zentralbank die Veränderung der Netto-Zinseinkommen privater Haushalte im Euroraum für den Zeitraum von 2008 bis 2017. Für Deutschland kommt sie zu dem Ergebnis, dass der Rückgang der Zinserträge nur marginal größer ausfiel als der Rückgang der Zinsbelastungen durch Kredite. Die extrem niedrigen Zinsen hätten damit nur geringen Einfluss auf die Nettozinseinkommen der privaten Haushalte. Die EZB reagiert damit auf die – vor allem auch von uns – geäußerte Kritik zu den Auswirkungen ihrer Geldpolitik.
Allerdings bezieht sie in die Berechnung der Zinseinnahmen im wesentlichen nur Einlagen und Anleihen ein und lässt Lebens- und Pensionsversicherung außen vor. Die machen in Deutschland jedoch über 30 Prozent des gesamten privaten Geldvermögens aus. Obwohl der Garantiezins den Anlegern einen gewissen Schutz vor Zinsrückgängen bietet, hat die langanhaltende Niedrigzinsphase auch stark an der Durchschnittsrendite von Lebensversicherungen geknabbert. Das liegt daran, dass der Garantiezins für Neuverträge im Laufe der Zeit immer weiter abgesenkt wurde und die Überschussbeteiligung wegschmilzt.
Nach unseren Berechnungen haben deutsche Privatanleger von 2010 bis 2017 im Vergleich zum Normalzinsniveau insgesamt rund 436 Mrd. Euro weniger Zinseinnahmen aus Einlagen, Rentenpapieren und Versicherungen erzielt. Dem steht eine Zinsersparnis bei Krediten von 188 Mrd. Euro gegenüber: Macht Netto-Zinseinbußen von rund 248 Mrd. Euro in den letzten acht Jahren.