Verschuldung der Schwellenländer steigt weiter

Das erste Halbjahr 2018 war von einem schwierigen Marktumfeld für Schwellenländer gekennzeichnet. Auch wenn Ursache und Wirkung nicht immer klar trennbar sind, so bestand ein Grund für die Skepsis im Erstarken des US-Dollars relativ zu vielen EM-Währungen, da dies die Bedienung der USD-Schulden prinzipiell verteuert. Die in dieser Woche aktualisierten Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) für die USD-Verschuldung von Ländern außerhalb der USA (Nicht-Banken-Sektoren) liefern interessante Einbllicke.

Demnach ist die USD-Verschuldung der Emerging Markets von Q1 2017 zu Q1 2018 um 292 Mrd. USD auf 3,68 Billionen USD gewachsen, so dass sich der Anstieg der letzten Jahre fortsetzt. Dabei ist nicht nur bei den Schwellenländern die USD-Verschuldung angestiegen, der Zuwachs hier war jedoch mit 8,9% etwas schwungvoller als derjenige der gesamten USD-Verschuldung (+ 7%). Treibende Kraft der Dynamik war der Bereich der USD-Verschuldung via Anleihen, die mit 16,4% klar schneller wuchs als die USD-Bankdarlehen mit 3,8%. Beim Blick auf die Regionen besteht der Löwenanteil der Verschuldung mit fast 40% in Asien, gefolgt von Lateinamerika (28%). Osteuropa liegt an dritter Stelle, hat aber den mit Abstand höchsten Wert an FX-Verschuldung in Euro, so dass Osteuropa näher an Lateinamerika rücken würde, wenn die Betrachtung USD und Euro enthielte. Von den (wenigen) mit Daten unterlegten Ländern ist China der absolut größte USD-Schuldner und mit einem Anteil von 39% der dominierende USD-Schuldner in Asien. In der Region Osteuropa hält die Türkei den bedeutendsten Block an USD-Schulden (42%), in Lateinamerika ist es mit 27% Mexiko.

Auch eine Betrachtung relativ zum BIP und den Devisenreserven verdeutlicht den Anstieg der USD-Verschuldung. Drei Länder sind kritisch hervorzuheben: Chile, Argentinien und die Türkei. Chile hat die höchste USD-Verschuldung relativ zum BIP. Das Land ist in diesem Kreis jedoch ein wenig eine Ausnahme, da Chile über die Kupferexporte einen hohen Anteil an Exporteinnahmen hat, der in USD fakturiert wird und aufgrund der guten Ratings einen vorteilhafteren Kapitalmarktzugang besitzt. Außerdem muss Chile im Vergleich zu Argentinien und der Türkei ein viel niedrigeres Leistungsbilanzdefizit finanzieren und hat den geringeren Anteil an kurzfristigen Auslandsschulden. Aus dem Blickpunkt der externen Liquidität sehen wir die Türkei und Argentinien daher generell schwächer. Die Türkei ist am höchsten in Euro verschuldet. Käme diese Position auch in die Betrachtung, würden sich die Daten für das Land nochmals eintrüben. Argentiniens USD-Verschuldung liegt größtenteils beim Staat und das Land zeichnet sich dadurch aus, dass die Zunahme der USD-Schulden in den letzten Jahren laut BIS die höchste Dynamik hatte.


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