Bank von England erhöht die Zinsen, eine Fortsetzung des Zinsanhebungen ist aber unwahrscheinlich

Die britische Zentralbank hat auf ihrer jüngsten Sitzung den Leitzins zum zweiten Mal seit Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007 um 25 Bp auf nun 0,75% angehoben. Zwar kam diese Entscheidung nicht gerade überraschend, wurde der Schritt im Vorfeld an den Geldmärkten doch zu über 90% eingepreist. Allerdings war die Einigkeit, mit der sich die neun Mitglieder des Entscheidungskomitees für die Leitzinserhöhung aussprachen, eher unerwartet. Selbst der als geldpolitische Taube angesehene Jon Cunliffe hielt eine restriktivere Ausrichtung offensichtlich für angemessen.

Positiv gestimmt durch die Einstimmigkeit konnte das Pfund zwar kurzzeitig gegenüber dem Euro aufwerten. Besonders lange hielt diese Stimmungsaufhellung jedoch nicht an. Offenbar hatten Marktteilnehmer mehrheitlich darauf gehofft, dass sich der Notenbankvorsitzende klarer zugunsten einer weiteren Leitzinsanhebung auf absehbare Zeit aussprechen würde. Stattdessen hielt die Bank of England an ihrer Vorgabe fest, wonach weitere, schrittweise Zinserhöhung in begrenztem Umfang angezeigt seien.

Erneut klargestellt hat die Bank of England, dass ihre Geldpolitik und die Prognosen einerseits auf der Annahme eines "vergleichsweise reibungslosen" Austritts des Landes aus der Europäischen Union basieren. Andererseits sei die Zentralbank auf jegliches Ergebnis der Brexit-Verhandlungen vorbereitet und erkannt an, dass sich die wirtschaftlichen Aussichten signifikant ändern könnten. Nach Einschätzung der Währungshüter hätten die Gespräche zwischen Brüssel und London eine "kritische Phase" erreicht – unter Berücksichtigung der bestehenden Differenzen sowie der wenigen verbleibenden Monate sicherlich eine freundliche Umschreibung der Situation.

Angesichts der insgesamt vorsichtigen Äußerungen der Währungshüter ist eine weitere Leitzinsanhebung im Rahmen der nächsten Sitzung im September sicherlich nicht angezeigt. Zudem dürfte der künftige Zinspfad zu einem wesentlichen Teil vom weiteren Verlauf bzw. dem Ausgang der Brexit-Gespräche abhängen. Zwar dürfte zum Zeitpunkt der Sitzungen im November und Dezember mehr Klarheit hinsichtlich der Modalitäten des EU-Austritts herrschen. Dass diese für eine weitere, zeitnahe Leitzinsanhebung sprechen werden, darf derzeit jedoch getrost bezweifelt werden.


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