Euro-Raum: Unsicherheit bestimmt das Wirtschaftswachstum – Inflation überschreitet leicht 2 Prozent-Marke

Die Konjunktur im Währungsgebiet hat sich seit dem Schlussquartal 2017 merklich verlangsamt. Nach 0,7 Prozent Ende 2017, wuchs das Bruttoinlandsprodukt bereits zu Jahresbeginn nur noch um 0,4 Prozent und hat das Tempo in Q2 ein weiteres Stück auf 0,3 Prozent gedrosselt. Dabei hat sich die Verlangsamung der konjunkturellen Gangart nahezu parallel in den meisten großen Euro-Volkswirtschaften entwickelt.

In Frankreich hat der Bahnstreik gegen die inzwischen umgesetzte Reform der französischen Staatsbahn die gesamtwirtschaftliche Produktion merklich auf 0,2 Prozent abgebremst. Ein Umstand, den man auch im benachbarten Belgien zu spüren bekam. Das belgische Königreich ist eng mit der französischen und der deutschen Wirtschaft verknüpft. Die abgeflachte Dynamik der beiden Nachbarländer hat offenbar auch hier mit mauen 0,3 Prozent seine Spuren hinterlassen. Eine Ausnahme in dem sonst eher verhaltenen Bild ist Spanien. Trotz der innenpolitischen Turbulenzen, mit Blick auf die Regierungskrise im Juni und dem anhaltend schwelenden Katalonienkonflikt, wurde das hohe Tempo der Vorquartale nahezu gehalten. Im viertgrößten Euroland konnte ein robustes Quartalsergebnis von 0,6 Prozent erzielt werden. Deutschland wird seine Wachstumsrate für das abgelaufene zweite Quartal am 14. August veröffentlichen.

Insgesamt scheinen sich die Unsicherheiten im Euro-Raum aus dem schwelenden Handelskonflikt mit den USA oder der einseitigen Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran wie Mehltau auf die Exporttätigkeit und die Investitionspläne der Unternehmen gelegt zu haben. Dagegen stützt die noch immer intakte und moderate Erholung an den europäischen Arbeitsmärkten die private Konsumnachfrage. Auch die Bauinvestitionen dürften zum Wachstum beigetragen haben.

Trotz dieser Widrigkeiten hält sich die Stimmung in der Privatwirtschaft auf einem guten Niveau. Somit kann man zurzeit davon ausgehen, dass sich die Konjunktur im Euroraum, nach der Abschwächung in den letzten Quartalen, stabilisiert hat. Dies spricht für eine robuste zugrundeliegende Wachstumsdynamik. Im Jahresdurchschnitt sind so immer noch solide 1,9 Prozent Wirtschaftswachstum gegenüber dem Vorjahr möglich.

Die Inflationsrate im Euro-Raum hat ihr Vormonatsniveau mit aktuell 2,1 Prozent nochmals leicht überboten. Einmal mehr geben hier externe Faktoren den Takt bei der Preisentwicklung vor. So hat erneut das höhere Niveau des Ölpreises an den Weltmärkten seine Spuren in der Verbraucherpreisentwicklung hinterlassen. Der binnenwirtschaftliche Inflationsdruck bleibt hingegen weiterhin verhalten. Dies zeigt nicht zuletzt die Kernrate, die die volatileren Preiskomponenten der Nahrungsmittel und Energiegüter ausklammert. Sie stieg nur leicht auf immer noch gemäßigte 1,3 Prozent.

Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich die Inflationsrate für den gesamten Warenkorb wieder abflachen. Dabei unterstellen wir eine Seitwärtsbewegung beim Ölpreis. Im Jahresdurchschnitt erwarten wir somit eine Rate von 1,6 Prozent.

 


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