Handelsstreitigkeiten: Sicherer Hafen vs. Ökonomie
Die Reaktion, die an den Devisenmärkten bei einer Verschärfung der handelspolitischen Auseinandersetzung zwischen den beiden wirtschaftlichen Großmächten zu beobachten war, folgte in den vergangenen Monaten einem bekannten Muster. Die als Sichere Häfen geltenden Währungen US-Dollar, Japanischer Yen und Schweizer Franken konnten zulegen, Schwellenländerwährungen gerieten überwiegend unter Abgabedruck. Seit Mitte Juli gibt es jedoch Zweifel daran, dass dieses Muster auch in Zukunft uneingeschränkt gelten muss, zumindest mit Blick auf den Franken und den Yen.
Eine Zunahme der politischen Unsicherheit im Euroraum lässt den Franken gegenüber der Gemeinschaftswährung aufwerten. Dies haben jüngst die Irrungen und Wirrungen um die Bildung einer neuen Regierung in Italien einmal mehr vor Augen geführt. Spätestens seit vorletzter Woche ist klar, dass dieses „Gesetz“ für eine Eskalation der Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China nicht zwingend gelten muss. So hat die US-Administration zuletzt Vorbereitungen für neue, umfangreiche Zölle auf Importe aus der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft öffentlich gemacht und damit erwartungsgemäß die Androhung von Gegenmaßnahmen von chinesischer Seite ausgelöst. Entgegen des eigentlichen Reaktionsmusters konnte der Franken dieses Umfeld jedoch nicht zu seinen Gunsten nutzen, vielmehr wertete er gegenüber dem Euro sogar leicht ab. Selbiges gilt für den Yen. Anstatt angesichts zunehmender Spannungen in gewohnter Manier zulegen zu können, geriet der Yen gegenüber dem US-Dollar verstärkt unter Abgabedruck.
Einen Sinn ergibt diese Kursreaktion vor allem dann, wenn die wirtschaftlichen Aspekte eines Handelskrieges zwischen China und den USA in den Fokus gerückt werden. Zwar spielten fundamentale Argumente sowohl für den Yen als auch für den Franken in der Vergangenheit in Krisenzeiten lediglich eine untergeordnete, um nicht zu sagen überhaupt keine Rolle. Angesichts der Dimensionen, in denen sich die angedrohten Handelshemmnisse mittlerweile bewegen, und der zunehmenden Eskalationsdynamik sollte es jedoch nicht verwundern, wenn die potenziellen ökonomischen Auswirkungen auch an den Devisenmärkten an Bedeutung gewinnen würden.