Trumps Strafzölle schaden nicht nur China, sondern ganz Asien

Bislang kann Chinas Konjunktur den drohenden Belastungen des US-chinesischen Handelskonflikts gut trotzen, das zeigen die jüngsten Daten zum Wirtschaftswachstum. Dies dürfte sich jedoch bald ändern, denn mit der nächsten Eskalationsstufe im Handelsstreit mit den USA könnten chinesische Exporte in Höhe von 250 Mrd. US-Dollar mit höheren Zöllen belastet werden – zwei Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung. Dies ist kein vernachlässigbares Risiko für das Wirtschaftswachstum des Landes mehr.

Sicherlich werden die Ausfuhren in die USA durch die Importzölle nicht im vollen Umfang zurückgehen, kräftig einknicken dürften sie aber wohl. Wie stark, das hängt vor allem davon ab, wie empfindlich die US-Verbraucher und -Unternehmen auf die Erhöhung der Preise für Importwaren aus China reagieren. In Anlehnung an zahlreiche empirische Studien unterstellen wir für die sog. Preiselastizität der US-Importnachfrage einen Wert von -2, d. h. bei einer Preiserhöhung um 10 Prozent würde die Nachfrage um 20 Prozent fallen. Danach würden die bereits verhängten 25-prozentigen Zölle auf chinesische Exporte mit einem Warenwert von 50 Mrd. US-Dollar die Ausfuhren in die USA um 25 Mrd. US-Dollar reduzieren. Die geplanten 10-prozentigen Zölle auf Exporte in Höhe von 200 Mrd. US-Dollar könnten die Ausfuhren um weitere 40 Mrd. US-Dollar dämpfen. Insgesamt entspricht dies etwa 0,5 Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung.

Mit einkalkulieren muss man allerdings auch die Vorleistungen, die China selbst importiert. Sie haben einen Umfang, der etwa einem Fünftel aller chinesischen Exporte entspricht. Sinken Chinas Ausfuhren, wird das Land zwangsläufig auch die Einfuhr von Vorprodukten drosseln, wodurch der negative Wachstumseffekt für China verringert wird. Er dürfte dann nicht bei 0,5, sondern eher bei 0,4 Prozentpunkten liegen. Umgekehrt werden die Belastungen durch die US-Zölle damit auch Auswirkungen auf die Zulieferländer haben, die als „Mitproduzenten“ der chinesischen Exportgüter je nach ihrer geleisteten Wertschöpfung ebenfalls Wachstumseinbußen erleiden dürften. Betroffen sind damit vor allem die asiatischen Nachbarstaaten Chinas, die fast alle eng in die Produktionsketten mit China eingebunden sind.

Wie groß die Bedeutung Chinas als Absatzmarkt für seine asiatischen Nachbarn ist, lässt sich gut an den hohen Exportquoten ablesen: Bei den meisten Ländern der Region liegt der Anteil der für China bestimmten Exporte an ihrem Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei über 6 Prozent und reicht für Taiwan und Singapur bis an 14 Prozent und darüber. Da die entwickelteren Länder der Region wie Taiwan, Südkorea, Singapur und Malaysia gerade bei hochwertigen Industriegütern hohe Exportquoten mit China aufweisen, ist auch ihr Wertschöpfungsanteil an Chinas Exporten überproportional hoch. Gemessen als Anteil am eigenen BIP ist er für Taiwan am höchsten. Taiwan und danach Malaysia, Südkorea und Singapur dürften somit am meisten leiden, wenn China infolge der US-Zölle seine Nachfrage nach Vorleistungen stärker einschränkt. Auf der Basis von Kalkulationen der OECD haben wir für die Anrainerstaaten Chinas Wachstumsausfälle zwischen 0,1 und 0,3 Prozentpunkte ermittelt. Am höchsten dürften sie dabei in Taiwan und Malaysia sein, denn beide Länder sind für China besonders wichtige Lieferanten für Vorprodukte im IT- und Elektroniksektor.

Damit würden einige asiatische Länder von den US-Zöllen fast genauso stark betroffen sein wie China selbst. Die Exporterfolge Chinas und die intensiven Produktionsverflechtungen mit seinen Nachbarn haben die Exportdynamik und das Wirtschaftswachstum Südostasiens in der Vergangenheit stark beflügelt; dieser positive Impuls droht nun durch die US-Zölle geschmälert zu werden. Die Effekte für das Wachstum in Asien können zwar durch gegenläufige Faktoren etwas abgemildert werden – beispielsweise durch schwächere Importe oder expansive fiskalpolitische Gegenmaßnahmen. Zweitrundeneffekte etwa am Arbeitsmarkt könnten die Lage demgegenüber aber auch verschärfen.


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