Berichtssaison in den USA: Über 20% Gewinnwachstum erwartet
Die angezogenen Kursschwankungen zeigen, dass die Feierlaune aus dem Jahr 2017 an den europäischen Börsen verflogen ist. Auch der DAX hat dies zu spüren bekommen, gut vier Prozent ging es in diesem Jahr schon bergab. Der S&P 500 hingegen notiert in der Nähe seines Allzeithochs.
Ökonomen fürchten mögliche Auswirkungen der US-Importzölle. Spürbar reduziert worden sind die volkswirtschaftlichen Prognosen für das globale Wirtschaftswachstum jedoch bisher nicht. Dies liegt wohl auch daran, dass rund 80% des erwarteten Weltwirtschaftswachstums 2018/19 in Höhe von 3,6% aus wachstumsstarken Ländern wie China, den USA und den Schwellenländern getrieben wird, in denen die Konjunktur unverändert gut läuft.
Das fundamentale Umfeld blieb bisher intakt, die Unternehmensgewinne weltweit wachsen deutlich. Dies sind die Erkenntnisse unserer Analysen im Vorfeld der Berichterstattung der Unternehmen zum zweiten Quartal 2018.
Insbesondere in den USA dürfte die am Freitag beginnende Berichtssaison erneut für freudige Investorengesichter sorgen. In der Berichtssaison zum ersten Quartal hatten 55% der S&P 500-Unternehmen die Analystenerwartungen übertroffen – der beste Wert seit dem zweiten Quartal 2010. Die Steuerreform der US-Regierung hat 2018 für Rückenwind gesorgt. In diesem Tempo dürfte es im zweiten Quartal zwar nicht weitergegangen sein, nichtsdestotrotz sollten die Gewinne immer noch um 20% gegenüber dem Vorjahreszeitraum angezogen sein. Die Unternehmensumsätze dürften um acht Prozent gestiegen sein. Bereinigt um die Steuereffekte, sollten die S&P 500-Gewinne immer noch um gut zehn Prozent zugelegt haben. Unternehmen aus den Sektoren Energie, Technologie und Finanzen werden erneut das höchste Gewinnwachstum ausweisen. Die Zuwächse sind breit abgestützt, wobei fast alle Sektoren - mit Ausnahme von Auto- und Mischkonzernen - ein Ergebniswachstum gegenüber dem Vorjahr erwarten. Die meisten dieser Sektoren werden voraussichtlich zweistellig wachsen. Das Ergebnis dürfte vor allem dank des soliden US-Wirtschaftswachstums angezogen sein, das sich insbesondere in den drei Kernbranchen Finanzen, Technologie und Erdöl widerspiegelt.
In Europa beginnt die Berichtsaison erst in einigen Wochen. Im Stoxx 600 dürften die Unternehmensgewinne im abgelaufenen Quartal um gut acht Prozent gewachsen sein. Ein Großteil des Gewinnauftriebs kommt dabei aus dem Energiesektor, in dem der stark gestiegene Rohölpreis für anziehende Unternehmensgewinne sorgt. Die Unternehmensergebnisse im DAX dürften nur zwischen zwei und fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen sein. Schwächere Ergebnisse bei Unternehmen wie Deutsche Bank, RWE, Daimler und einigen anderen hatten bereits im ersten Quartal für leichte Enttäuschungen gesorgt. Dieser Trend könnte sich nun fortsetzen.