US Zölle - kein guter Tag für den Welthandel
Die US Regierung hat die Drohung wahr gemacht und wird ab morgen Zölle auf auf Stahl- und Aluminiumimporte aus der EU, Kanada und Mexiko erheben. Wenn man hier der aufkeimenden Handelskonflikt stoppt, sollten die Auswirkungen sehr begrenzt bleiben. Jedoch besteht nun eine große Gefahr, dass der Welthandel durch eine Spirale aus Zöllen und Gegenmaßnahmen deutlich gedämpft wird.
Die USA sind der weltweit größte Importeur von Stahl, so ist das Volumen der Stahlimporte rund viermal so groß wie das US-Exportvolumen. Die globale Stahlproduktionskapazität ist in den letzten Jahren auf 2,4 Mrd. metrische Tonnen angestiegen, dies ist eine Steigerung von 127% gegenüber den Kapazitäten aus dem Jahr 2000. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Stahl deutlich langsamer gewachsen, so dass am globalen Stahlmarkt riesige Überkapazitäten entstanden sind (ca. 700 Mio. metrische Tonnen oder der siebenfache Jahresverbrauch der USA). US-Stahlproduzenten (ähnlich wie viele europäische Produzenten) können daher kaum profitabel arbeiten. Die chinesische Stahlproduktion spielt dabei eine tragende Rolle, in einem durchschnittlichen Monat produzieren die Chinesen so viel Stahl wie die amerikanischen Unternehmen in einem Jahr.
In Deutschland wurden im vergangenen Jahr lediglich 42 Mio. Tonnen Stahl produziert, davon wurde rund eine Million Tonnen in die USA exportiert. Die direkten Folgen für die wenigen verbleibenden deutschen Uund europäischen Stahlproduzenten, von denen einige auch im DAX (ThyssenKrupp) und im breiten Euro Stoxx (Arcelor Mittal) vertreten sind, dürften zunächst verkraftbar sein und auf Gesamtmarktebene sind keine Auswirkungen zu erwarten. Unverändert werden jedoch europäische Stahlproduzenten weiterhin einer „Stahlschwemme“ aus dem Ausland ausgesetzt sein, was vermutlich das größere beider Probleme ist. Der Druck dürfte sich jetzt verschärfen, denn es damit zu rechnen, dass ausländische Produzenten einen Teil der bis dato für den US-Markt bestimmten Produktion auf den europäischen Markt umleiten werden, so dass anhaltender Preisdruck auf dem europäischen Stahlmarkt zu erwarten ist. Gleichzeitig ist die Stahlindustrie sehr beschäftigungsintensiv, ein weiterer Abbau von Arbeitsplätzen scheint daher jederzeit möglich.
Nach Strafzöllen auf Waschmaschinen und Solarpanels setzt Trump nun mit den Stahlzöllen seine „America First“-Politik, in der US-Unternehmen vor unliebsamer Konkurrenz aus dem Ausland geschützt werden sollen, fort. Diese Politik schadet allen Beteiligten, zunächst den US-Konsumenten selbst, denn es ist davon auszugehen, dass die Unternehmen die steigenden Inputkosten der Produktion auf die Endpreise umlegen werden.
Der wachsende Protektionismus ist Gift für die Weltkonjunktur. Sollten die EU ihre Drohung wahr machen und als Gegenmaßnahme ebenfalls Handelszölle verhängen, entstünde eine ernsthafte Gefahr, dass der globale Konjunkturaufschwung abrupt gedämpft würde, mit entsprechenden Negativfolgen auch für die Aktienmärkte.