China sagt Trump mehr Importe zu: Bis wann ist offen, wie ist fraglich

Im US-chinesischen Handelsstreit wurde am Wochenende eine vorläufige Einigung erzielt. Beide Länder teilten mit, vorerst auf Strafzölle und andere Handelshindernisse gegenüber dem Handelspartner verzichten zu wollen. Vor allem hat China sich bereit erklärt, einen substantiellen Beitrag zur Reduzierung des hohen Saldos in der bilateralen Handelsbilanz der beiden Länder zu leisten, indem es seine Importe aus den USA signifikant erhöht. Im Raum steht ein Importwert von 200 Mrd. USD, das sind 70 Mrd. mehr als China im vergangenen Jahr an US-Waren eingeführt hat. Außerdem hat Peking zugesagt, strikter gegen den Raub geistigen Eigentums vorzugehen und das Patentrecht zu stärken. Dass es in der Konfrontation zwischen den beiden Handelsschwergewichten eher zu einer Verhandlungslösung als zu einem tatsächlichen Schlagabtausch kommen würde, war nicht nur wünschenswert, sondern auch äußerst wahrscheinlich. Schließlich hätten beide Länder durch gegenseitige Strafzölle und die Reduzierung ihres gemeinsamen Handelsvolumens viel zu verlieren – Absatzeinbußen in der US-Landwirtschaft, Arbeitsplatzverluste in der chinesischen Exportindustrie und in beiden Ländern höhere Kosten und Verbraucherpreise. Eine Lösung, bei der der Handel zwischen beiden Ländern gesteigert werden soll, ist damit allemal die bessere Alternative.

Fraglich ist allerdings, wie problemlos China seine Einfuhren aus den USA von derzeit 130 Mrd. USD (2017) um mehr als 50 Prozent steigern kann. Da trifft es sich gut, dass bislang noch kein zeitlicher Rahmen genannt wurde. Innerhalb eines Jahres dürfte dies aber schwerlich gelingen. An Gütergruppen genannt werden derzeit vor allem Agrarrohstoffe und Nahrungsmittel, sowie Flüssiggas und Flugzeuge. Die größten Spielräume für eine Steigerung der US-Importe hat China sicherlich bei den Energieträgern: Hier bezieht das Land nur knapp 2 Prozent der gesamten Treibstoffimporte und 6 Prozent seiner Gasimporte aus den Vereinigten Staaten. Allerdings müssten die Importe von momentan 2,4 bzw. 1,4 Mrd. USD vervielfacht werden. Bei Agrarprodukten sind die USA dagegen schon jetzt der wichtigste Lieferant für China. Rund 20 Prozent seiner Agrarimporte deckt China mit US-Produkten – 2016 betrugen die Einfuhren von Nahrungsmitteln und Agrarrohstoffen zusammen knapp 30 Mrd. USD. Viel mehr als eine Verdoppelung dieses Volumens ist schwer vorstellbar. Flugzeuge schließlich kauft China zu mehr als 50 Prozent in den USA, 2016 im Wert von gut 13 Mrd. USD. Hier ist nicht nur das Potenzial sichtbar nach oben begrenzt. Angesichts der langen Vorlaufzeiten in der Flugzeugfertigung wird es Jahre dauern, bis sich eine Steigerung bemerkbar macht.

Der Handelsstreit ist erst einmal auf Eis gelegt und das ist grundsätzlich positiv zu sehen. Völlig ausgeräumt ist die Unsicherheit jedoch nicht, denn es dürfte China nicht nur schwerfallen, seine Importe im gewünschten Ausmaß zu steigern. Damit der aus chinesischer Sicht hohe Handelsüberschuss sinkt, dürfen auch die chinesischen Exporte in die USA nicht weiter steigen. Bereits jetzt liegen sie jedoch rund 13 Prozent über dem Niveau vom Vorjahr. Setzt sich dieser Trend fort, würde der Handelssaldo selbst bei einer Ausweitung der Importe um 70 Mrd. USD bestenfalls konstant bleiben. Für den US-Präsidenten steht die Reduzierung des hohen Defizits mit China im Mittelpunkt des Handelsstreits. Gibt es dort keine Fortschritte, könnte das Thema Strafzölle schnell wieder auf die Tagesordnung zurückkehren.


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