Deutscher Wohnungsmarkt: Das Baukindergeld soll Familien leichter ins Eigenheim bringen

Das Wohnen ist zum Politikum geworden, weil es den Menschen in Deutschland zunehmend schwerfällt, die gerade in den wachsenden Großstädten kräftig gestiegenen Mieten und Kaufpreise zu bezahlen. Vor allem kaufwillige Familien, die Platz für den Nachwuchs benötigen, ächzen unter den hohen Preisen. So kostet eine neu errichtete 120 Quadratmeter große Eigentumswohnung in einer Großstadt mit Nebenkosten wie Grunderwerbsteuer und Notargebühren rund 500.000 Euro, in den sieben größten deutschen Städten sind es sogar eher 750.000 Euro. In guten Lagen oder hochpreisigen Städten wie Freiburg oder München ist es noch deutlich teurer.

Um das Wohnen wieder erschwinglicher zu machen, haben sich die drei seit Mitte März regierenden Parteien CDU, CSU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag auf verschiedene Maßnahmen verständigt. Eine davon ist das Baukindergeld, das gerade im Rahmen der Klausurtagung auf der Zugspitze verabschiedet wurde. Pro Kind sollen Familien rückwirkend ab Anfang Januar 2018 12.000 Euro erhalten, sofern die Eltern die Einkommensgrenze von 75.000 Euro zu versteuerndem Einkommen plus 15.000 Euro Zuschlag je Kind nicht überschreiten. Damit soll geschätzt 200.000 Familien mit mittlerem Einkommen geholfen werden, die Eigenkapitalhürde zu überspringen. Aber auch dafür ist zunächst ein Kredit notwendig, weil die Fördersumme über 10 Jahre verteilt ausgezahlt wird.

Trotzdem klingt das staatliche Geschenk - bei 2 Kindern sind es 24.000 Euro - erst einmal gut. Aber kann in der Praxis das angestrebte Ziel erreicht werden? Bezogen auf die genannte halbe Million Euro Kaufpreis macht es knapp 5 Prozent aus, also etwa die Belastung aus der Grunderwerbsteuer. Soll eine günstigere Bestandsimmobilie erworben werden, fällt der Anteil etwas höher aus. Beim Neubau in Frankfurt, München oder Stuttgart wäre dieser aber noch kleiner. Das klingt eher nach Mitnahmeeffekt, denn kaufentscheidend dürfte der kleine Förderanteil in den Ballungsräumen nur in den seltensten Fällen sein. In der strukturschwachen Provinz sieht das anders aus. Hier fehlen durch Abwanderung oft die Käufer, sodass Häuser mitunter für fünfstellige Kaufpreise zu haben sind. Das Baukindergeld kann hier durchaus ein Viertel oder ein Drittel des Kaufpreises ausmachen. Die Verkäufer wird das freuen. Dagegen bereut eine von der Förderung ermutigte finanzschwache Käuferfamilie möglicherweise später ihre Entscheidung, weil sie sich den Unterhalt ihrer reparaturbedürftigen Immobilie nicht leisten kann.

Die Beispiele zeigen, dass das Baukindergeld für Familien in den teuren Städten das Grundproblem der teilweise enorm hohen Preise nicht löst. Und in günstigeren Regionen ist die Unterstützung bei aktuellen Zinssätzen von unter 2 Prozent eher nicht notwendig. Im besten Fall gibt es Mitnahmeeffekte, die sich aber auch relativieren, wenn die Verkäufer das Baukindergeld „einpreisen“. Zu ähnlichen Fehlsteuerungen hat vor einigen vor einigen Jahren die Eigenheimzulage geführt, eine der teuersten Subventionen Deutschlands. Besser wäre es, bei Erstkäufern auf die Grunderwerbsteuer zu verzichten und die Anstrengungen für günstiges Bauen zu verstärken. Wesentliche Kostentreiber sind ja das knappe und demzufolge teure Bauland in den Ballungsräumen und die heraufgesetzten Bau- und Energieeffizienzvorgaben.

 


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