Goldpreis tritt auf der Stelle
Dem Goldpreis fehlt im aktuellen Umfeld eindeutig die Richtung. Zwischen dem bisherigen Jahreshoch- und Tiefpunkt beträgt der Abstand lediglich 55 US-Dollar je Feinunze.
Einige Anleger wischen sich verwundert die Augen, denn die Unsicherheiten fallen doch vergleichsweise hoch aus. Medial geistern Begriffe wie Handelskrieg und geopolitische Eskalation durch die Landschaft. Letzteres könnte zum Beispiel wieder deutlicher in den Fokus rücken, falls der Atomdeal zwischen den USA und dem Iran aufgelöst werden sollte, was durchaus im Rahmen des Möglichen liegt. Diese Gemengelage sollte doch dazu beitragen, dass der "sichere Hafen" des Goldes bei Anlegern gefragt ist. Ist er aber nicht! Selbst der im Vergleich zum Vorjahr deutliche Anstieg der Aktienmarkt-Volatilität hilft dem Goldpreis nicht auf die Beine.
Die Ursache hierfür ist ganz einfach: Da Gold kein Knappheitsgut ist, kommt es besonders auf die Nachfrage an. Genau diese ist aber aktuell sehr schwach! So wurde im ersten Quartal mit 973 Tonnen die schwächste Nachfrage seit zehn Jahren vermeldet. Nicht die Juweliere und/oder Zentralbanken zeichnen hierfür verantwortlich, sondern ausschließlich die Investoren. Sowohl das Interesse an physisch gedeckten ETFs (-66% J/J) als auch an Barren und Münzen (-15%) fiel im ersten Quartal erheblich.
Wie geht es weiter mit dem Goldpreis? -- Einige Anleger gerade in Europa sind enttäuscht. Während in den letzten drei Jahren der Goldpreis in US-Dollar um 11% stieg, blieb für den Euro-Investor nur ein kleines Plus von knapp 3% übrig. Die Schwäche des Greenbacks war demnach der wesentliche Preistreiber. Weitere positive Einflussfaktoren sind aber Mangelware. Mittlerweile tut sich sogar eine Lücke zwischen dem US-Realzins, der die Opportunitätskosten des Goldbesitzes bestimmt, und dem Goldpreis auf. Unseres Erachtens kann diese Lücke entweder über einen kräftigen Anstieg der Inflation oder einen nachgebenden Goldpreis geschlossen werden. Da wir Ersteres nicht erwarten und sich die US-Zinsnormalisierung weiter fortsetzt, wird unseres Erachtens der Druck auf den Goldpreis perspektivisch wieder zunehmen. Einzig ein ausgewachsener Crash am Aktienmarkt oder eine erhebliche geopolitische Eskalation, die über ein Säbelrasseln hinausgeht, können unserem Preisszenario entgegenwirken. Allerdings erwarten wir ein solch negatives Szenario nicht.